Die guten Dienste der Schweiz

Dank ihrer Vermittlertätigkeit hat die Schweiz in der Vergangenheit zur Lösung zahlreicher internationaler Konflikte beigetragen. Sie betätigt sich zudem als Schutzmacht für Drittländer im Falle abgebrochener diplomatischer Beziehungen und als Gastgeberin bei internationalen Konferenzen oder hochrangigen Treffen. 

Präsident Biden und Präsident Putin mit Bundespräsident Guy Parmelin in Genf.
Das erste Treffen des neugewählten US Präsidenten Biden mit dem russischen Präsidenten Putin fand im Juni 2021 auf neutralem Boden in Genf statt. © Reuters/Denis Balibouse

Als neutrales Land mit einer langen föderalistischen Tradition bietet die Schweiz Konfliktparteien regelmässig ihre guten Dienste an. Dies kann sich darauf beschränken, den Verhandlungsort zur Verfügung zu stellen oder aber aktiv Kontakte zwischen den Konfliktparteien herzustellen und Vermittlerdienste anzubieten, die zu einer Verständigung zwischen den Parteien oder gar zu einem Friedensabkommen führen. 

In den letzten Jahrzehnten war die Schweiz an gut 30 Verhandlungen beteiligt in mehr als 20 Ländern. So ist es ihr zum Beispiel gelungen, ein Waffenstillstandsabkommen in den nubischen Bergen des Sudan zur Unterschrift zu bringen. Sie hat sich an den Gesprächen zwischen Rebellengruppen und Regierung in Kolumbien beteiligt und hat die offizielle Kontaktnahme zwischen Rebellen und Regierung auf Sri Lanka ermöglicht. In Nepal hat sie einen Beitrag geleistet zum Friedensschluss zwischen den maoistischen Rebellen und der Regierung sowie in Mosambik zwischen der Oppositonspartei Renamo und der Regierung. Zudem unterstützte die Schweiz während Jahren die Verhandlungen über das iranische Nuklearprogramm, die 2015 mit einem Abkommen besiegelt wurden. 

Angesichts der Zunahme von Konflikten innerhalb eines Landes sah sich die Schweiz in den letzten Jahren gezwungen, ihre guten Dienste auch rivalisierenden Gruppen und nicht nur Repräsentanten eines Staates anzubieten. Inzwischen interveniert sie oftmals im Rahmen von Operationen, die von mehreren Staaten oder von internationalen Organisationen wie der UNO, der Europäischen Union oder der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) koordiniert werden. Im Falle des anhaltenden Bürgerkriegs in Syrien z. B. unterstützt die Schweiz die UNO mit fachlicher Expertise, beherbergte die Verhandlungen 2016 in Genf und schuf die Plattform «Civil Society Support Room».

Ihre guten Dienste leistet die Schweiz auch als Schutzmacht im Falle eines Konflikts zwischen zwei Ländern. Sie dient dabei dem einen Land als «Briefkasten» zur Wahrung seiner diplomatischen Interessen im Konfliktland und ermöglicht dabei beiden Ländern ein Minimum an Beziehungen. Derzeit übt die Schweiz sieben solche Mandate aus: Iran in Ägypten und in Kanada, USA in Iran, Iran und Saudiarabien (gegenseitig), Russland und Georgien (gegenseitig).