Faires Gold aus der Mongolei für den Weltmarkt

Artikel, 10.05.2016

Vor Kurzem galten die Bergarbeiterinnen und Bergarbeiter von XAMODX noch als Kriminelle, seit 2016 beliefern sie nun rund hundert Schmuckmarken mit Gold, das unter fairen Bedingungen gefördert wird. XAMODX ist die erste asiatische NGO, die für ihre Goldförderung das Nachhaltigkeitszertifikat «Fairmined» erhalten hat.

Ein junger Bergarbeiter zeigt ein Stück Golderz.
Ein Bergarbeiter von XAMODX in einer Pilotanlage, die bei der Goldförderung auf Quecksilber verzichtet. © DEZA

XAMODX hat im 2015 als erste mongolische Nichtregierungsorganisation (NGO) das Umweltzertifikat «Fairmined Ecological Gold» erhalten. Sie wird im Rahmen eines Projekts zur Förderung eines nachhaltigen kleingewerblichen Goldbergbaus (Sustainable Artisanal Mining, SAM) von der DEZA unterstützt. Das Zertifikat der „Alliance for Responsible Mining“ steht für einen umweltverträglichen Goldabbau ohne Einsatz von Quecksilber und Zyanid. XAMODX vertritt über 300 Goldminenarbeiterinnen und -arbeiter. Sie ist die erste NGO Asiens, die mit diesem Zertifikat ausgezeichnet wurde.

Den Ausschlag für die Zertifizierung gab ein Besuch des ehemaligen XAMODX-Direktors in einer «Fairmined»-zertifizierten Goldmine in Bolivien im 2011. Nach seiner Rückkehr in die Mongolei war er entschlossen, die Minenarbeiterinnen und -arbeiter seiner NGO für diesen Zertifizierungsprozess zu gewinnen. Zu den ersten Umsetzungsmassnahmen zählten die Einrichtung von Toiletten, die Organisation der Abfallentsorgung und ein Plan für die regelmässige Reinigung der Anlagen. Aber der bedeutendste Schritt war der Verzicht auf Abbaumethoden, die den Einsatz von hochgiftigen Substanzen erfordern. Mit Unterstützung der DEZA wurde eine Pilotanlage gebaut, die ohne Quecksilber funktioniert. Dies brachte eine spürbare Verbesserung.

Ein sozialverträglicher Goldabbau ist ein weiterer Aspekt des «Fairmined»-Zertifikats. Dazu gehören korrekte Arbeitsbedingungen und ein Verzicht auf Kinderarbeit. Die Mitglieder der NGO müssen Steuern bezahlen und gemäss mongolischer Gesetzgebung versichert sein. Das Zertifikat ist jeweils für ein Jahr gültig. Danach überprüft ein Inspektionsteam, ob die Standards nach wie vor eingehalten werden.

Erschliessung neuer Märkte

Auf dem Weltmarkt steigt die Nachfrage nach Gold, das unter umwelt- und sozialverträglichen Bedingungen abgebaut wird. Die Schmuckgeschäfte sind bereit, dafür einen Aufpreis zu bezahlen. Das «Fairmined»-Zertifikat eröffnet folglich interessante Perspektiven für die Minenarbeiterinnen und -arbeiter, da sie mit diesem Label für ein Kilo Gold mehr verlangen können. XAMODX hat aus diesem Grund eine Genossenschaft gegründet, die in der Lage ist, mit den Akteuren auf dem Weltmarkt zu verhandeln. Seit März 2016 beliefert die NGO über 100 Schmuckmarken mit ihrem Gold. XAMODX garantiert die Rückverfolgbarkeit ihrer Bergbauproduktion. Jeden Tag erfassen die Bergbauarbeiterinnen und -arbeiter detailliert ihre Arbeitsleistung: Name, Abbaudatum, Ort, Nummer, Gewicht, Anzahl Arbeitsstunden, Anzahl Arbeitende und Unterschrift.

Der Mehrwert des «Fairmined»-Labels ergibt sich nicht nur durch den höheren Verkaufspreis für das Gold. Mit dem Label verbessern sich namentlich auch das Image und der Stellenwert der mongolischen Kleinbergbauarbeitenden, die bis anhin «Ninjas» genannt wurden wegen des Schilds, den sie auf dem Rücken trugen – ähnlich wie die Ninja-Schildkröten. Das Label ermöglicht ihnen den Zugang zum formellen Sektor, und sie werden nicht mehr als Kriminelle abgestempelt. Heute stellen die Minenarbeitenden keine Gefahr für die Umwelt und die Menschen mehr dar. Im Gegenteil, sie tragen wesentlich zur Entwicklung des Landes bei.

Projekt für nachhaltigen kleingewerblichen Goldbergbau

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts waren die 100'000 illegal tätigen Minenarbeitenden, die ohne Rücksicht auf die Umwelt Gold förderten, eine Gefahr für die Natur und die traditionelle Weidewirtschaft der Mongolei. Deshalb lancierte die mongolische Regierung 2005 mit der Unterstützung der DEZA ein Projekt zur Förderung eines nachhaltigen kleingewerblichen Goldbergbaus. Dieses zielt darauf, die Bergbauaktivitäten zu formalisieren und legalisieren sowie das Knowhow der Minenarbeitenden und den Umweltschutz zu verbessern. Indem die DEZA die Thematik in die öffentliche und politische Debatte einbrachte, hat sie auch zu einer Entschärfung des Konflikts beigetragen. Bis heute haben über 7000 Bergbauarbeitende vom SAM-Projekt profitiert. Damit Minenarbeitende auf der ganzen Welt ihre guten Praktiken austauschen können, kommt auch der Bündelung des Wissens über einen nachhaltigen kleingewerblichen Goldbergbau zentrale Bedeutung zu. Diesem Ziel dient ein Workshop mit Bergbauvertretern am Rande des 10. «Forum on responsible mineral supply chains» der OECD vom 13. und 14. Mai 2016 in Paris.