„Was benötigen Sie, um gesund zu bleiben und ein gesundes Leben zu führen?“ Diese Frage stand am Anfang des DEZA-Engagements im kirgisischen Gesundheitssektor. Statt mit fertigen Lösungen kamen die Schweizer Gesundheitsexperten mit Fragen angereist und mit der Überzeugung, dass nachhaltiger Projekterfolg auf einer engen Zusammenarbeit mit der Bevölkerung gründet. Im Kern geht es darum, dass der Bevölkerung nicht von oben ein Konzept zur Gesundheitsförderung aufgezwungen wird. Jedes Dorf soll selbst die Prioritäten der Gesundheitspolitik in der Region mitbestimmen.
Von der Dorfgemeinschaft getragen
Mit der Durchführung dieses DEZA-Projekts ist seit 1999 das Schweizerische Rote Kreuz beauftragt. Konkret werden unter der Anleitung von speziell ausgebildeten Familienmedizinern die Dorfbewohner darum gebeten, die am häufigsten auftretenden Krankheiten zu benennen und gemäss ihrer Bedeutung in eine Rangfolge zu stellen. Bei dieser erstmals im Naryngebiet durchgeführten Befragung figurierten Herz- und Kreislauferkrankungen, Maltafieber, Grippe, Unterleibserkrankungen, Zahnprobleme, Alkoholismus und übermässiger Tabakkonsum zuoberst auf der Liste. Als wichtigste gesundheitsfördernde Faktoren nannten die Dorfbewohner gesunde Ernährung, die Bereitstellung von sauberem Trinkwasser, den Erlass von Hygienevorschriften und den erleichterten Zugang zu wichtigen Medikamenten.
Aus Vorschlägen resultieren konkrete Massnahmen
Um die Einsichten in konkrete Taten umzusetzen, wählen die Dorfbewohner aus ihren Reihen Vertreter in Gesundheitskomitees. Diese Gesundheitskomitees erarbeiten unter kundiger Beratung einen Massnahmenplan, der mit Schweizer Projektmitteln schrittweise umgesetzt wird. Aktiv gefördert werden so unter anderem der Konsum von jodhaltigem Salz, der Anbau von Gemüse, die Vorbeugung gegen das Maltafieber, eine verbesserte Behandlung von Unterleibserkrankungen sowie die Verringerung des Alkoholmissbrauchs. Namentlich der übermässige Alkoholkonsum ist ein grosses Problem, wie kürzlich die Vertreter verschiedener Gesundheitskomitees in einem offenen Brief an Parlamentsanwärter schrieben: „Heutzutage ist eines der Hauptziele der Gesundheitskomitees, gegen den Alkoholkonsum in den Dörfern anzukämpfen. (…) Alkohol gefährdet die Gesundheit, bedroht die Zukunft unserer Kinder (…) und verurteilt die Bevölkerung zur Armut.“
Das Projekt wird zum Modell
Das Schweizer Projekt hat dank einer Reihe von konkreten Verbesserungen der Gesundheitssituation auf dem Lande von sich reden gemacht. Wegen seines Erfolges wurde das zunächst auf das Naryn- und Talasgebiet beschränkte, neue Gesundheitsmodell auf andere Landesteile Kirgisistans ausgeweitet. Möglich wurde diese Erweiterung durch den Einbezug von weiteren Geldgebern: die amerikanische Regierungsagentur USAID und Sida stiessen dazu. Nach dem Einstieg der Schwedischen Internationalen Agentur für Entwicklung und delegierte Zusammenarbeit (Sida) im Jahre 2006 wurde das bislang unter dem Namen „Community Action for Health“ geführte Projekt in „Kyrgyz-Swiss-Swedish Health Project“ (KYSS) umbenannt. Heute profitieren ca. 2 Millionen Menschen vom Gesundheitsförderungsprogramm.
Auch der Staat macht mit
Der kirgisische Staat hat die Bedeutung des Programms erkannt und zentrale Bestandteile von KYSS in die nationale Gesundheitsstrategie aufgenommen. Das von der DEZA initiierte Projekt hat damit einen wichtigen Reformprozess angestossen, der langfristig und breitflächig zur Verbesserung der Gesundheitssituation in Kirgisistan beiträgt.