Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
ich richte mich von Bern aus mit dieser Rede an Sie. Es ist wie bei Postkarten: Auch diese kommen manchmal von weither, um der Empfängerin oder dem Empfänger Neuigkeiten von der Familie zu überbringen.
Die Schweiz ist in Gedanken bei Ihnen, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, und es versteht sich von selbst, dass wir Ihnen gegenüber an unserem Nationalfeiertag unsere spezielle Verbundenheit ausdrücken möchten. Einem Fest der Einheit, des Teilens und der Zusammengehörigkeit im Geiste.
Die Auslandschweizer bilden für sich quasi eine kleine Ausgabe unseres Landes. Ich sage bewusst Auslandschweizer, weil es sich um einen festen Ausdruck handelt. Ich bin mir aber bewusst, dass es mehr Frauen als Männer sind, die im Ausland leben.
Demografisch gesehen wäre die Auslandschweiz, wenn alle Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer an einem Ort zusammenfänden, nach Zürich, Bern und Waadt der bevölkerungsreichste Kanton. Ihre Präsenz zählt - auch wenn Sie auf irgendeinem der fünf Kontinente zuhause sind, weit weg von den idyllischen Landschaften, die die Schweiz als Herkunftsland prägen.
Im Namen des Bundesrates ist es mir ein grosses Anliegen, Ihnen zu sagen, wie sehr uns die Schweizer Gemeinschaft im Ausland am Herzen liegt und wie wichtig es für uns ist, mit ihr in Kontakt zu stehen.
Die Auslandschweizer-Organisation steht direkt im Dienste dieses Ziels. Auch unser diplomatisches und konsularisches Netz gewährleistet die Verbindung mit unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern. Es hat die Funktion eines Bindeglieds, das in diesen vom Coronavirus geprägten Zeiten, umso wichtiger ist. Als höchster Bildungsverantwortlicher denke ich auch an die Funktion der über die ganze Welt verteilten 18 Schweizerschulen, die vom Bund anerkannt sind und von ihm unterstützt werden.
Ich habe die Pandemie erwähnt. Es gibt kein Land, das davon verschont geblieben wäre. Ich weiss, dass auch Sie, wo auch immer Sie damals waren, Momente der Ungewissheit, der Sorge oder des Leids erlebt haben. Meine Botschaft ist in diesem Sinn vor allem auch ein Zeichen der Unterstützung seitens der Schweiz.
Für eine Schweizerin, die gleich auf der anderen Seite der Grenze wohnt, oder einen Schweizer, der zwölf Zeitzonen vom Aare-Ufer entfernt lebt, ist die Heimat oft mehr ein Bild, ein Eindruck oder ein Gefühl als eine klar umrissene Aussage. Im Grunde genommen braucht es wenig, damit sich die patriotische Seele angesprochen fühlt: die Schweizer Flagge, ein Foto des Matterhorns, ein Fondue – und schon stehen wir miteinander in Verbindung. Sie haben aber die Möglichkeit, mehr zu sein als Bürgerinnen und Bürger, die ein Bild mit sich tragen. Sie haben vor allem auch die Möglichkeit, ihrem politischen Willen mithilfe der politischen Rechte, die Ihnen auch im Ausland zustehen, Ausdruck zu verleihen. Das demokratische Leben der Bürgerinnen und Bürger unseres Landes macht am Zoll nicht halt. Es kennt keine Grenzen. Darum ist die kleine Schweiz dank Ihnen, wenn man so will, ein unendlich grosses Land.
In diesen unsicheren Zeiten, die hier wie anderswo immer noch schwierig sind, möchte ich Sie ermutigen, stark zu bleiben. Und vor allem möchte ich Ihnen dafür danken, dass Sie, wo auch immer Sie auf der Welt sind, diese Schweiz, die wir lieben, mit Stolz verkörpern. Ich schätze ihren Einsatz für diese Aufgabe sehr und entsende Ihnen im Namen unseres Landes die herzlichsten Grüsse.