Zehn Jahre Engagement für die afrikanische Literatur

Artikel, 01.05.2013

«Si nous nous couchons, nous sommes morts», sagte der Historiker Joseph Ki-Zerbo aus Burkina Faso. Wer sich hinlegt, wer aufgibt, ist schon tot. Die afrikanischen Autoren und Verleger, die vom 1. bis 5. Mai 2013 an der Genfer Messe für Buch und Presse zusammenkommen, beweisen ein weiteres Mal, dass die afrikanische Literatur lebt und dass etwas schriftlich niederzulegen heisst, dass man nicht aufgibt. Dafür setzt sich auch die DEZA ein, indem sie den Salon africain du livre, de la presse et de la culture seit zehn Jahren unterstützt.

Kunst und Kultur sind untrennbar mit der Identität und der Entwicklung einer Gesellschaft verbunden. Ein wichtiger Bestandteil ist die Literatur. Das afrikanische Buch, insbesondere das französischsprachige Buch, muss einen regelrechten Hindernislauf absolvieren, bis es geschrieben, verlegt und gelesen werden kann. Ein Grund dafür sind die fehlende öffentliche Politik und die unerbittlichen Marktgesetze. «Dies bringt uns alle, vor allem aber die Bevölkerung Afrikas, um Geschichten, die sie direkt betreffen», sagt Martin Dahinden, Direktor der DEZA. «Der Zugang des Kontinents zu seinen Ressourcen, von den Rohstoffen bis zum Land, ist deshalb auch auf intellektueller, künstlerischer und literarischer Ebene ein Thema».

Die DEZA legt seit langem besonderes Gewicht auf die Rolle von Kunst und Kultur in Entwicklungs- und Transitionsprozessen. «Der künstlerische Ausdruck ist ein Motor des sozialen Wandels, trägt aber auch zur Stärkung der Kapazitäten und zur Schaffung von Arbeitsplätzen bei. Im Rahmen ihrer Strategie 2013–2016 setzt die DEZA in ihren Partnerländern mindestens 1% ihres Budgets für künstlerische und kulturelle Initiativen ein», erklärt Martin Dahinden.

Ein einzigartiges Forum in Europa
Das Engagement der DEZA zieht sich bis in die Schweiz. Vor zehn Jahren unterstützte die DEZA erstmals afrikanische und schweizerische Literaturschaffende sowie Hochschulen und die Internationale Organisation der Frankophonie bei deren Bemühungen, einen afrikanischen Bereich an der Genfer Messe für Buch und Presse zu schaffen.

In diesen zehn Jahren ist der Salon africain zu einem einzigartigen Forum für die Förderung der afrikanischen Literatur in Europa geworden. Im Zentrum steht der Austausch der afrikanischen Autorinnen und Autoren mit den Besucherinnen und Besuchern. «Der Salon africain hat es Schriftstellern und Journalisten aus Afrika von Anfang an erlaubt, ihrer Stimme Gehör zu verschaffen. Dieser Tradition bleiben wir auch im zehnten Jahr seines Bestehens treu und präsentieren wichtige Persönlichkeiten wie den Historiker und Ägyptologen Théophile Obenga oder den Schriftsteller und Journalisten Boubacar Boris Diop, aber auch Nachwuchstalente und Schreibende aus der Diaspora, etwa Scholastique Mukasonga, die 2012 den Kourouma- und den Renaudot-Preis erhielt», erklärt die Schweizer Schriftstellerin Pascale Kramer, die zusammen mit dem kongolesischen Journalisten, Essayisten und Professor Boniface Mongo-Mboussa für das Programm verantwortlich zeichnet. Das neue Team möchte, dass der Salon africain über die Messe hinaus Wirkung zeigt: «Wir arbeiten mit den Organisatoren von Buchmessen und Literaturpreisen sowie Medien des afrikanischen Kontinents, aber auch mit Universitäten und kulturellen Vereinigungen wie Artlink in der Schweiz zusammen», sagt Pascale Kramer. «Dadurch können wir die eingeladenen Autorinnen und Autoren über die Buchmesse hinaus bekannt machen». Der Salon africain ist auch bemüht, den Verlagen, die sich für die afrikanische Literatur einsetzen, eine Geschäftsplattform zur Verfügung zu stellen und diese auch in Afrika zugänglich zu machen. Im Salon africain werden viele Bücher verkauft, die sonst nirgends zu finden sind.

«À quand l’Afrique?»
Zum zehnjährigen Bestehen des Salon africain wird das Buch «À quand l’Afrique?» neu herausgegeben, eine Sammlung von Gesprächen zwischen dem Historiker Joseph Ki-Zerbo aus Burkina Faso und René Holenstein, heute stellvertretender Chef der Humanitären Hilfe der DEZA.

Zehn Jahre nach seinem ersten Erscheinen ist das Buch in mehrerer Hinsicht beispielhaft. Erstens weil es dazu beiträgt, die Erinnerung an einen der grössten Historiker Afrikas aufrecht zu erhalten, der 2006 starb. Zweitens weil es zeigt, wie die Hindernisse bei der Verbreitung in Afrika mit Kreativität und einer guten Zusammenarbeit überwunden werden können: Das Buch wird von neun Verlagen, darunter mehrere in Afrika, gemeinsam herausgegeben, so dass eine weite Verbreitung gesichert ist. Und schliesslich weil «Joseph Ki-Zerbos Vision der endogenen Entwicklung unsere Kooperationsprogramme stark beeinflusst hat, vor allem in Westafrika», sagt René Holenstein. Und uns gleichzeitig daran erinnert, dass die Entwicklungszusammenarbeit vor allem ein interkultureller Prozess ist.

Feier zum zehnjährigen Bestehen des Salon africain du livre mit Übergabe des zehnten Kourouma-Preises, Freitag, 3. Mai 2013, um 15.30 Uhr, in Anwesenheit von

  • Martin Dahinden, Direktor der DEZA
  • Ridha Bouabid, ständige Vertreterin der OIF bei den Vereinten Nationen in Genf
  • Isabelle Falconnier, Präsidentin der Genfer Buchmesse
  • Boniface Mongo-Mboussa, Programmverantwortlicher des Salon africain 2013
  • Emmanuel Dongala, Träger des Kourouma-Preises 2011
  • Scholastique Mukasonga, Trägerin des Kourouma- und des Renaudot-Preises 2012

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