Frauen sind ebenso Opfer von Konflikten wie Männer und müssen deshalb bei der Konfliktlösung und beim Wiederaufbau vollumfänglich einbezogen werden. Vor 15 Jahren hat der UNO-Sicherheitsrat mit der Verabschiedung der Resolution 1325 zu Frauen, Frieden und Sicherheit ein wichtiges Zeichen gesetzt. Die Resolution verpflichtet alle involvierten Akteure dazu:
- die Mitwirkung der Frauen bei der Konfliktprävention und bei der Friedensförderung zu verstärken,
- die Rechte der Frauen und Mädchen während und nach bewaffneten Konflikten zu schützen, ihren spezifischen Bedürfnissen Rechnung zu tragen und geschlechtsspezifische Gewalt zu verhindern,
- die Zahl der Mitarbeiterinnen bei Nothilfe- und Wiederaufbaumassnahmen zu erhöhen.
Während mehrheitlich Männer Opfer von bewaffneter Gewalt, Gefangennahme und Verschwindenlassen sind, leiden in erster Linie Frauen unter der Gewalt gegen die Zivilbevölkerung. Vertrieben und oft allein für den Unterhalt aufkommend, vermögen sie ihre Familien nicht allein zu versorgen und sind als erste auf humanitäre Hilfe angewiesen. Viele Frauen werden Opfer sexueller Gewalt, die als strategische Kriegswaffe eingesetzt wird, und laufen Gefahr, von bewaffneten Gruppen zwangsrekrutiert zu werden. Gleichzeitig setzen sich Tausende Frauen auf der ganzen Welt für eine gewaltlose Gesellschaft ein, doch in den offiziellen Friedensprozessen finden sie nur selten Gehör.
Wegbereitende Rolle der Schweiz
Die Schweiz hat als eines der ersten Länder einen Nationalen Aktionsplan zur Umsetzung der Resolution 1325 verabschiedet. Anlässlich des Jubiläums der Resolution will sie ihre wegbereitende Rolle bestätigen. Am 9. September 2015 haben die Abteilung Menschliche Sicherheit (AMS) und die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) des EDA im Haus des Friedens in Genf eine internationale Konferenz organisiert. Nach 15 Jahren stellt sich nicht mehr die Frage, ob Frauen an Friedensprozessen beteiligt werden sollen, sondern wie ihre Beteiligung verbessert werden kann. Dieses Anliegen stand im Zentrum der Konferenz, die Erfahrungen und Meinungen verschiedener lokaler und internationaler Akteure zusammentrug, um diese im Oktober an einem hochrangigen Treffen in New York einzubringen.
Zweifellos hat die Resolution 1325 bisher nicht die erhoffte Wirkung erzielt. In den Schlüsselpositionen der UNO-Organisationen wie auch in den Regierungen und in den zivilen und militärischen Friedensmissionen sind Frauen noch immer untervertreten. Nur wenige Frauen haben bis heute an offiziellen Friedensverhandlungen teilgenommen, sei es als Verhandlungspartnerinnen, Mediatorinnen oder Beobachterinnen.
Am meisten hat die Resolution auf zivilgesellschaftlicher Ebene bewirkt: Während oder nach Konflikten berufen sich Frauenorganisationen auf ihr verbrieftes Mitspracherecht, um bei den Kriegsparteien und Machthabern ihre Ansprüche – namentlich bezüglich Übergangsstrukturen – geltend zu machen. Die Schweiz unterstützt in vielen Ländern die Bemühungen der Zivilgesellschaft, Brücken zwischen Frauenkoalitionen und offiziellen Friedensprozessen zu schlagen.