Regina Gujan, Stv. Leiterin der Multilateralen Abteilung der Humanitären Hilfe und zuständig für DRR bei der DEZA © R.G.
Frau Gujan, was kann die Schweiz zum GPDRR in Bali beitragen?
Als Bergland hat die Schweiz schon immer mit Naturgefahren gelebt. Sie verfügt über entsprechend viel Erfahrung und ein weltweit anerkanntes Know-how im DRR-Bereich. Fokus der Schweiz in Bali liegt vor allem auf der Katastrophenprävention und dem Risikomanagement. Wir gestalten die Prozesse auf verschiedenen Stufen aktiv mit, teilen unsere Erkenntnisse und lernen von anderen Teilnehmenden. Wir sind überzeugt, dass sich Katastrophenvorsorge sowohl finanziell, sozial als auch ökologisch auszahlt! Damit die Massnahmen erfolgreich sein können, müssen jedoch alle relevanten Akteure – auch die betroffene lokale Bevölkerung – von Anfang an in den Planungsprozess einbezogen werden.
Welche Rolle spielt die DRR bei den Aktivitäten der DEZA?
Katastrophenvorsorge ist eine Priorität in der IZA Strategie 2021-2024 und Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung sowie natürlich ein Schwerpunkt der Humanitären Hilfe.
Das Thema fliesst, zusammen mit Fragen rund um den Klimawandel, eigentlich in fast alle unsere Aktivitäten ein. So werden Projekte auf das mögliche Gefahrenpotenzial untersucht und die Aktivitäten werden so geplant, dass sie einen Beitrag zur Verringerung der Risiken leisten. Die DEZA arbeitet im DRR-Bereich eng mit den Bundesämtern für Umwelt und Bevölkerungsschutz, dem Staatssekretariat für Wirtschaft, der Meteo Schweiz sowie mit NGOs, dem Privatsektor, den Hochschulen, der Nationalen Plattform Naturgefahren und dem Lenkungsausschuss Intervention Naturgefahren zusammen. Wir geben unser gebündeltes Wissen an unsere Partnerländer weiter und nehmen Einfluss auf die internationalen Institutionen im DRR-Bereich.
Mit den heutigen Analyse-Methoden ist eine grosse Anzahl der humanitären Krisen sehr gut vorhersehbar. Die Schweiz unterstützt deshalb lokale Frühwarn- und Finanzierungs-Mechanismen, und fördert gezielte Schutzmassnahmen vor Ort.
Gibt es konkrete Beispiele?
Ja, Präventionsmassnahmen können natürlich ganz unterschiedlich aussehen. Das geht vom Bau von erdbebensicheren Schulen über Kartierung von Gefahrenzonen und Raumplanung bis zur Ausbildung von lokalen Fachleuten. In Indien zum Beispiel, da arbeiten Schweizer Expertinnen und Experten mit lokalen Institutionen zusammen bei der Analyse und Vorhersage von Erdrutschen, Sturzfluten und insbesondere klimabedingten Gletscherseeausbrüchen. Dafür werden zurzeit gemeinsam mit den lokalen Behörden Frühwarnsysteme eingerichtet und aufgebaut. Oder auf Haiti, in Jacmel, wo Mitglieder des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe haitianische Fachleute dabei unterstützt haben, Gefahrenkarten für Erdrutsche und Überschwemmungen zu erstellen.