Schweiz investiert in die Zukunft – Estland in öffentliche Gebäude

Artikel, 22.12.2016

Im Kampf gegen den Klimawandel kommt der Thermomodernisierung der Infrastruktur eine gewichtige Rolle zu. Mit Schweizer Unterstützung saniert Estland öffentliche Einrichtungen nach international anerkannten Energiestandards und stattet diese mit alternativen Energiequellen aus. Die Projekte verbessern dadurch nicht nur das globale, sondern auch das Arbeits- und Lernklima in den Gebäuden.

Vier Kinderfahrräder stehen vor einem Schulhaus. Die graue Fassade bröckelt, die Fenster sind einfach verglast.
Primarschule in Rapla, Estland: Die Energieeffizienz öffentlicher Gebäude in Estland ist etwa 20-30% gerin-ger als in anderen EU-Staaten.

Ein Jahr nach Beschluss des Nachfolgeabkommens zum Kyoto-Protokoll mit verbindlichen Klimazielen für 195 Mitglieder der UN-Klimarahmenkonvention wurde eine erste Bilanz gezogen. Vom 7.–18. November fand in Marokko die 22. Klimakonferenz statt, bei der thematisiert wurde, wie Entwicklungs- und Schwellenländer in der Treibhausgasreduktion durch die industrialisierten Staaten unterstützt werden können, um gemeinsam die Erderwärmung auf 1.5 Grad zu beschränken. In Anbetracht dieses ambitionierten Vorhabens erscheint zusätzliches Engagement notwendig. 

Klimaschutz: Ein Schwerpunkt des Erweiterungsbeitrags

Die Schweiz fördert im Rahmen des Erweiterungsbeitrags in sechs EU-Partnerländern mit rund 190 Millionen CHF die Energieeffizienz und die Nutzung erneuerbarer Energien. In Estland werden 6.5 Millionen CHF in die Energieeffizienz von öffentlichen Gebäuden und in die Nutzung von erneuerbaren Energiequellen investiert. Mit der Beendigung der Renovationsarbeiten an der Primarschule in Rapla (Siehe Bild vor der Sanierung) Ende November wurde auch dieses Projekt erfolgreich abgeschlossen. Dank Währungsgewinnen und Einsparungen während der Umsetzung konnten insgesamt sechs an Stelle der vier ursprünglich geplanten Gebäude nach international anerkannten Energiestandards saniert werden. Drei Kindergärten, zwei Grundschulen und ein Altersheim dienen nun als Musterbauten für energieeffizientes Bauen im öffentlichen Raum. 

Nationale Energiestandards für Gebäude als langfristiges Ziel

Bis zu diesem Projekt waren der Forschungs- und Innovationsaufwand im Bereich Energieeffizienz und erneuerbare Energien in Estland gering. Energiestandards bei Gebäuden waren nicht vorhanden. Demnach verfolgte dieses Projekt nicht nur das Ziel, CO2-Emissionen und Ressourcenverbrauch zu verringern, sondern auch die Öffentlichkeit über die Notwendigkeit des Klimaschutzes bei Infrastrukturprojekten zu sensibilisieren. Zudem wurde lokales Know-how aufgebaut und die nationale Etablierung von Energiestandards bei Gebäuden entscheidend vorangetrieben.

Das öffentliche Interesse an diesem Projekt war gross. Die Projektumsetzung wurde durch eine hohe mediale Präsenz begleitet. Mehrere Studenten der renommierten Universität Tartu verfassten ihre Masterarbeit zum Thema der Energieeffizienz und erneuerbare Energien und nutzten als Fallbeispiel die neu renovierte Primarschule in Väätsa. Zwischen der Universität Tallin und den estnischen Behörden hat sich eine langfristige Partnerschaft entwickelt. Lokale Berufsverbände und Bildungsinstitutionen profitierten von Seminaren, Führungen in den Gebäuden, erarbeiteten Leitfäden und gesammelten Daten.

Das Projekt hat ausserdem durch einen aktiven Austausch mit Schweizer Experten zur Etablierung von Energiestandards für Gebäude beigetragen. Heute, beinahe zehn Jahre nach Beginn des Erweiterungsbeitrags, verfügt Estland über vergleichbare Gebäudestandards wie die Schweiz.

Jahr der Publikation 2016
Monat
Herausgeber Kanal 2

Estonia: Opening of newly renovated public school in Väätsa

Im Rahmen des Erweiterungsbeitrags werden nebst Estland fünf weitere Länder in den Bereichen Energieeffizienz und erneuerbare Energien unterstützt. Die Anpassung an den lokalen Kontext nimmt dabei einen hohen Stellenwert ein. Demzufolge sind die Projekte von Land zu Land sehr unterschiedlich: Sie reichen von einem Biomasseheizkraftwerk in Lebork, Polen, welches die alte Zentralheizung der 35‘000 Einwohner Stadt ablöste, über die Thermomodernisierung und Nutzung von Wärmepumpen und Solarzellen in 24 Litauischen Spitälern bis hin zur Förderung von Elektromobilität in der Gemeinde Suceava in Rumänien. Letzteres wird durch den Kauf von neuen Elektrofahrzeugen für die Gemeinde, der Konstruktion von Ladestationen und einer Machbarkeitsstudie zur Umstellung des lokalen öffentlichen Verkehrs auf Elektromobilität unterstützt.