Innovationsschub für Kroatien

Artikel, 16.09.2020

Ein Pilotprojekt in Kroatien vergibt eine Million Franken an wissenschaftliche Nachwuchstalente zur Umsetzung ihres Forschungsprogramms. Ziel: die Abwanderung von Fachkräften bremsen und Stellen schaffen.

Drei Forschende stehen vor der Universität
Ein erfolgreiches Trio: die kroatische Mentorin Tamara Nikšić, der japanische Forschungsleiter Kosuke Nomura und der Schweizer Mentor der ETH Lausanne, Paolo Ricci (v.l.n.r). © DEZA

Der japanische Postdoktorand Kosuke Nomura verliess die Universität Zagreb in Kroatien Richtung seine Heimat mit blutendem Herzen: «Das Forschungsumfeld war äusserst anregend. Ich wollte meine Arbeit hier unbedingt fortsetzen. Als ich von diesem Programm hörte, bewarb ich mich darum.» Der junge Wissenschaftler erzählt vom Tenure-Track-Pilotprogramm (bedingte Ernennung), welches unter anderem von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL), der DEZA und dem kroatischen Wissenschaftsministerium lanciert worden ist. Es soll Forschende im Land halten und verleiht jungen Talenten für vier oder fünf Jahre eine Assistenzprofessur. Sie erhalten ein Budget von rund 1,1 Millionen Franken, mit dem sie, völlig unabhängig, ein Labor und ein Team aufbauen können. Überzeugen die damit gemachten Erfahrungen, werden sie danach fest angestellt.

Wachstum für alle

Kosuke Nomura erfuhr von seiner Nominierung kurz nach seiner Rückkehr nach Japan. Und so kehrte er kurzerhand in sein «geliebtes» Kroatien zurück; zu überzeugend war die Aussicht, sein eigenes Team zusammenstellen zu können. Seit Mai 2019 arbeitet er nun in Zagreb an seinem Projekt in Theoretischer Nuklearphysik für die Entwicklung eines universellen Rahmens zum Beschreiben der Struktur und der Dynamik von Atomkernen. Das Thema mag abstrakt wirken, stützt sich aber auf mathematische Modelle, die im Bankensektor, im Ingenieurwesen oder in der Industrie von Belang sein können, erläutert Olivier Küttel. Er ist bei der EPFL für internationale Beziehungen zuständig und hat das Programm initiiert. Und er ergänzt: «Forschende ziehen andere Forschende an. Sie stimulieren die Innovation, schaffen Arbeitsplätze und kreieren Start-ups.»

«Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler knüpfen Netzwerke auf internationaler Ebene. Ein gestärkter kroatischer Forschungsstandort fördert Investitionen, den Austausch und die Öffnung des Landes. Alles Faktoren, die zu nachhaltigem wirtschaftlichem Wachstum beitragen und für die ganze Gesellschaft von Nutzen sind», fügt Susanne Zumstein an, die DEZA-Verantwortliche für die Programme in Kroatien.

Im Bereich Forschung hinkt Kroatien etwas hinten nach: Im europäischen Vergleich finden die Publikationen seiner Forschenden kaum Beachtung. Erfreulich deshalb: Kosuke Nomura und zwei weitere nominierte Forscher – eine Kroatin und ein Kroate – haben den Auftrag, die Ausstrahlung Kroatiens und Europas in ihrem Bereich zu intensivieren.

Artikel von Zélie Schaller aus "Eine Welt".