«Mahler, Live» (Premiere und Uraufführung von Martin Schläpfers «4»)

Freitag, 04.12.2020 – Donnerstag, 04.03.2021

Tanz; Performance

Damenensemble in Schläpfers "4"
Damenensemble in Schläpfers "4" © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor

Am Freitag, 4. Dezember 2020 präsentierte der neue Direktor des Wiener Staatsballetts, der Schweizer Martin Schläpfer, mit der Premiere des zweiteiligen Abends «Mahler, live» nicht nur sein erstes eigenes Programm in der Wiener Staatsoper, sondern stellte sich mit seiner Uraufführung «4» zu Gustav Mahlers 4. Symphonie (dem zweiten Werk des Abends) auch als Choreograph vor. Entstanden war ein grosses Ballett für das gesamte Ensemble, dem zur Eröffnung des Programms mit Hans van Manens Live eine Ikone der Tanzgeschichte vorausging. Axel Kober dirigierte das Orchester der Wiener Staatsoper, als Solistinnen waren Shino Takizawa am Klavier sowie die Sopranistin Slávka Zámečníková zu erleben. 

Wegen der vorübergehenden Schliessung aller österreichischen Bühnen im Rahmen der Bekämpfung der Covid-19-Pandemie konnte die Premiere nicht vor Publikum stattfinden, wurde aber um 20.30 Uhr im Rahmen der ARTE «Opera Season» auf ARTE concert live-zeitversetzt gestreamt. Dieser Livestream ist noch bis 4. März 2021 auf ARTE concert verfügbar!

Mit «Live» eröffnet ein Werk das Programm, das Tanzgeschichte geschrieben hat. 1979, in der Pionierzeit der Videotechnik, kreierte Hans van Manen ein meisterhaftes Vexierspiel über die Mechanismen der Wahrnehmung: Eine Frau, ganz allein auf der grossen Bühne, mit dem Rücken uns zugewandt. Auf ihre Füsse ist eine auf dem Boden liegende Kamera gerichtet. Ein Mann kommt dazu, hebt die Kamera auf und lässt sie über die Zuschauer schweifen. Riesengross auf eine Leinwand geworfen werden wir zu Protagonisten dieses Stückes, das sich – mit dem Medium des Films – schliesslich ins Foyer der Staatsoper und hinaus in die Wiener Nacht öffnet.
In Amsterdam uraufgeführt, wurde Live bisher ausschliesslich von Het Nationale Ballet, dem der 88-jährige Hans van Manen bis heute als Hauschoreograph verbunden ist, getanzt. Auf besonderen Wunsch Martin Schläpfers hat der Niederländer seine Arbeit nun dem Wiener Staatsballett und damit erstmals einer weiteren Compagnie anvertraut. Henk van Dijk, der Live seit der Uraufführung als Kameramann begleitet hat, wird in Wien seine letzte Vorstellung geben.

Martin Schläpfer antwortet diesem intimen Kammerspiel Hans van Manens mit einem grossen Ballett, das er allen Tänzerinnen und Tänzern seines Ensembles widmet. Schlicht «4» nennt er seine Uraufführung zu Mahlers 4. Symphonie, die ihn mit ihrer hintergründigen Schönheit, ihren gefährdeten Idyllen, aber auch ihrem bösen Humor, ihren scharfen Tönen und ihrer drastischen Schilderung eines ganz und gar nicht himmlischen Paradieses zu einem tänzerischen Welttheater inspirierte. Mahlers Dramaturgie der Brüche und Verwerfungen aufgreifend entfaltet Martin Schläpfer kaleidoskopartige Bilder des Menschen, voller Sehnsucht, Ausgesetztheit und Verlorenheit, traumentrückt oder sich an den grossen Fragen des Lebens reibend – Szenen wie Inseln eines gewaltigen Archipels untergründig miteinander verbunden.

 

MAHLER, LIVE

«Live»
Musik: Fünf kleine Klavierstücke S.192, »Bagatelle sans tonalité« S.261a, »Wiegenlied« S.198 und »Abschied« S.251 von Franz Liszt
Choreographie: Hans van Manen
Kostüme: Keso Dekker
Licht & Produktionsleitung: Bert Dalhuysen
Einstudierung: Rachel Beaujean

Tänzerin & Tänzer: Olga Esina – Marcos Menha
Kamera: Henk van Dijk
Klavier: Shino Takizawa

«4»
Uraufführung
Musik: Symphonie Nr. 4 G-Dur von Gustav Mahler
Choreographie: Martin Schläpfer
Bühne: Florian Etti
Kostüme: Catherine Voeffray
Licht: Thomas Diek

Solisten und Corps de ballet des Wiener Staatsballetts

Musikalische Leitung: Axel Kober
Sopran: Slávka Zámečníková
Orchester der Wiener Staatsoper


Eine Koproduktion von ORF, UNITEL, C Major Entertainment und ZDF in Zusammenarbeit mit Arte und der Wiener Staatsoper

Ort: ARTE concert