Bilaterale Beziehungen Schweiz–Afghanistan

Die langjährigen Beziehungen sind geprägt vom humanitären und entwicklungspolitischen Engagement der Schweiz in Afghanistan. Auch nach dem Sturz der republikanischen Regierung am 15. August 2021 leistet die Schweiz weiterhin wichtige Überlebenshilfe für die notleidende Bevölkerung Afghanistans und fordert die Taliban konsequent zur Einhaltung des humanitären Völkerrechts und der Menschenrechte auf.

Schwerpunkte der diplomatischen Beziehungen

Im August 2021 schloss die Schweiz vorübergehend ihr Kooperationsbüro in Kabul. Für die Vertretung der diplomatischen Interessen, für die Visavergabe für Personen aus Afghanistan und für alle weiteren konsularischen Dienstleitungen ist weiterhin die Schweizerische Botschaft in Pakistan mit Sitz in Islamabad zuständig.

Der Schwerpunkt des Schweizer Engagements liegt auf der internationalen Zusammenarbeit und der Humanitären Hilfe. Wichtige Partner sind UNO-Agenturen, internationale Organisationen und NGOs. Gleichzeitig versucht die Schweiz langfristige Perspektiven für Afghanistan zu schaffen, indem sie den Standort Genf für die Sicherung und Aufbewahrung der eingefrorenen Gelder der afghanischen Zentralbank zur Verfügung stellt, bis diese nachweisen kann, dass sie unabhängig und gemäss internationalen Standards agiert. Dies ist eine Investition in die Zukunft Afghanistans.  

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Wirtschaftliche Zusammenarbeit

Afghanistan gehört zur Gruppe der am wenigsten entwickelten Länder (least developed countries, LDC). Die Wirtschaft baut vorwiegend auf die landwirtschaftliche Produktion. Das bilaterale Handelsvolumen stagniert aktuell auf einem sehr tiefen Niveau; bereits vor 2021 war der Handel marginal. Die Schweizer Exporte nach Afghanistan beliefen sich 2022 auf 6,7 Millionen Franken und betrafen hauptsächlich pharmazeutische Produkte, Fahrzeuge und Maschinen. Die Schweizer Importe aus Afghanistan - hauptsächlich Textilien und Agrarprodukte - beliefen sich 2022 auf 1,7 Millionen Franken.

Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe

Das Schweizer Engagement in Afghanistan umfasst rund 30 Millionen CHF pro Jahr und zielt darauf ab, die Menschenrechte der afghanischen Bevölkerung zu schützen und einen Beitrag zur Deckung ihrer Grundbedürfnisse zu leisten. Ernährungssicherheit, Grundbildung und klimaresistente Landwirtschaft sind weitere Schwerpunkte. Die Schweiz koordiniert sich eng mit der internationalen Gemeinschaft, um Leben zu retten, menschliches Leid zu lindern und die Resilienz der afghanischen Bevölkerung mittel- und langfristig zu stärken. Die Schweiz unterstützt lokale Initiativen, indem sie auf die Lokalisierung der Hilfe mit Beiträgen an nationale NGOs und die Zivilgesellschaft hinarbeitet. Zusammen mit der internationalen Gemeinschaft setzt sich die Schweiz für den Respekt der humanitären Prinzipien ein, insbesondere in Bezug auf die Rechte von Frauen, Kinder und Minderheiten.

Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe

Schweizerinnen und Schweizer in Afghanistan

Ende 2022 sind laut Auslandschweizerregister insgesamt 11 Schweizerinnen und Schweizer in Afghanistan angemeldet. Der Grossteil der Auslandschweizer in Afghanistan ist für lokale NGOs tätig.

Geschichte der bilateralen Beziehungen

Die Schweiz anerkannte Afghanistan 1922, fünf Jahre nach dessen Unabhängigkeit. 1928 nahmen die beiden Staaten diplomatische Beziehungen auf. Nach der Invasion der Sowjetunion 1979 wurden diese mit der eingesetzten Regierung fortgeführt, obschon die Besetzung wiederholt verurteilt wurde. Gleichzeitig unterstützte die Schweiz die Arbeit des IKRK für die Kriegsopfer. Nach der Machtübernahme durch die Taliban 1996 setzte die Schweiz die diplomatischen Beziehungen fort, unterhielt mit der neuen Regierung aber keine offiziellen Kontakte. 2000 schloss sie sich den von der UNO erlassenen Sanktionen gegen das Taliban-Regime an. Mit dem Fall der republikanischen Regierung am 15. August 2021 schloss die Schweiz vorübergehend ihr Kooperationsbüro in Kabul. 

Historisches Lexikon der Schweiz: Afghanistan

Diplomatische Dokumente der Schweiz, Dodis