Ausrichtung der Berufsbildung auf den Arbeitsmarkt


Vier Schüler und eine Kochlehrerin.
Schüler und eine Lehrerin an der Berufsschule in Vlora, Albanien, vor einer praktischen Kochlektion. © DEZA

Das Wirtschafts- und Beschäftigungswachstum in Albanien wird durch einen Mangel an hochqualifizierten Fachkräften behindert. Deshalb will die albanische Regierung die berufliche Aus- und Weiterbildung verbessern und diese stärker auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarkts ausrichten. Das «Skills for Jobs»-Projekt unterstützt diese Neuausrichtung.

Land/Region Thema Periode Budget
Albanien
Beschäftigung & Wirtschaftsentwicklung
Berufsbildung
Schaffung von Arbeitsplätzen
Berufsbildung
KMU Förderung
01.03.2015 - 30.04.2019
CHF  7’800’000

Arbeitsmarktdaten deuten darauf hin, dass trotz Wirtschaftswachstum in den letzten zwei Jahrzehnten signifikante Verbesserungen auf dem Arbeitsmarkt ausblieben. Im Jahr 2017 lagen die Erwerbsquoten immer noch unter dem europäischen Durchschnitt, wobei die Erwerbsquote der Frauen signifikant tiefer lag als die der Männer (Frauen 58 %, Männer 76 %). Der Trend der sinkenden Jugendarbeitslosigkeit hält an (26% in 2017 verglichen mit 34.2% in 2015), jedoch bleibt es ein zentrales Problem, da 32.8% der Jugendlichen sich weder in einer Aus- oder Fortbildung befinden noch einer Arbeit nachgehen. Die albanische Regierung hat sich verpflichtet, die Frage der Schaffung von Arbeitsplätzen und der Berufsbildung mit besonderem Augenmerk auf der Beschäftigungssituation von Jugendlichen und Frauen anzugehen. Zu den Prioritäten gehört eine umfassende Neuausrichtung der beruflichen Aus- und Weiterbildung auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarkts. Das «Skills for Jobs»-Projekt (S4J) stärkt die berufliche Aus- und Weiterbildung, richtet sie auf den Arbeitsmarkt aus und macht sie gleichzeitig attraktiv für die Jugend. Die Wahrnehmung dieses Bildungswegs muss sich ändern, und die Wirtschaft würde von einer besseren Entsprechung zwischen den beruflichen Fähigkeiten, die in der Ausbildung erworben werden, und den Beschäftigungsaussichten profitieren. Bisher haben öffentliche Berufsschulen wenig Erfahrung mit der Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft und müssen ihre Leistungsfähigkeit, Effizienz und Wirksamkeit verbessern. Das Projekt setzt sich zusammen mit privaten und öffentlichen Anbietern von Aus- und Weiterbildungen für die Stärkung der Kompetenzen von stellensuchenden Schulabgängerinnen und ‑abgängern ein. 

Folgende Ergebnisse werden erwartet:

1) Junge Menschen erwerben neue Fertigkeiten und neues Wissen, das den Bedürfnissen in Tourismus und Gastronomie, Baugewerbe, Textilindustrie sowie Information und Kommunikation Technologie (ICT) entspricht.

2) Die Privatwirtschaft arbeitet aktiver mit Berufsbildungsanbietern in Lezha, Vlora, Berat, Shkodra und Tirana zusammen.

Neue Arten von inklusivem lernen

Das Projekt hat neue Arten von Lernen eingeführt, die sich für verschiedene Schülertypen eignen. Zu den neuen Methoden gehört integriertes Lernen (Blended Learning), bei dem verschiedene Lernformen und Medien sowie ein individualisierter Kompetenzerwerb kombiniert werden. 9500 Schülerinnen und Schüler werden von neuen Lernformen, inkl. virtuellen Lernsystemen und mobilen Medien, profitieren. So können Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler in Echtzeit digital miteinander kommunizieren. Damit können Barrieren im Bildungssystem – z. B. fester Ort und feste Zeit – abgebaut werden. Die Fachleute des Projekts testen und führen zudem weitere Lern- und Unterrichtsmethoden ein –  z. B. schrittweise Kompetenzentwicklung, kritisches Denken, Beurteilung durch Kolleginnen und Kollegen, projektgestütztes Lernen und Forschungsprojekte –, um das Niveau der Schülerinnen und Schüler zu verbessern.

Einbindung der Privatwirtschaft in die Berufsbildung

Lange bestand einer der Mängel des albanischen Berufsbildungssystems im fehlenden Kontakt mit der Privatwirtschaft und dem Arbeitsmarkt. Das Projekt baut nun nachhaltige Beziehungen zwischen Unternehmen und Schulen auf.

218 Unternehmen aus Tourismus und Gastgewerbe haben bis jetzt 704 Lehrstellen geschaffen. Zudem wurden vier Berufsberatungszentren geschaffen, die sich auf die Vermittlung von direkten Kontakten zwischen Arbeitgebern und Anbietern von Aus- und Weiterbildungen konzentrieren. Im Tourismusbereich arbeiten Schulen aktiv mit den wichtigsten Hotels und Reiseveranstaltern zusammen, und führende Unternehmensverbände sind gemeinsam mit Schulen an der Erarbeitung von Lehrplänen beteiligt.

Schulpartnerschaften

Albanische Berufsschulen bauen Partnerschaften mit Schweizer Berufsschulen auf. Dadurch werden Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler offener für neue und fortschrittlichere Lernformen. Auf Studienreisen und beim Austausch von Lehrmitteln und Methoden profitieren beide Seiten voneinander. Dank ihrer Lernerfahrungen mit anderen Systemen können albanische Schulen ihr eigenes Aus- und Weiterbildungssystem so mitgestalten, dass es die Bedürfnisse des Landes erfüllt.