Carl Lutz

Carl Lutz in Budapest 1944
Carl Lutz in Budapest 1944 © Carl Lutz Stiftung

 

 
 
 

Carl Lutz und seine Kollegen Harald Feller, Peter Zürcher und Ernst Vonrufs trugen dazu bei, Zehntausende ungarische Juden vor dem Tod während des Zweiten Weltkriegs zu bewahren.

Nach der Besetzung Ungarns im März 1944 versuchten das Nazi-Regime und seine ungarischen Komplizen, die gesamte jüdische Gemeinschaft Ungarns zu vernichten. Der Schweizer Vizekonsul Carl Lutz, Leiter der Abteilung für ausländische Interessen an der Schweizer Botschaft in Budapest von 1942 bis 1945, spielte eine zentrale Rolle bei den gemeinsamen Bemühungen, die jüdische Gemeinschaft in Ungarn vor Verfolgung und Deportation zu schützen. Es wurden Tausende von Schutzbriefen ausgestellt und grosse Anstrengungen unternommen, um die Auswanderung ungarischer Juden nach Palästina oder in die Schweiz zu ermöglichen. Auch die Vertreter anderer neutraler Regierungen in Budapest, wie der Schwede Raoul Wallenberg und andere, stellten Schutzbriefe aus, was die Wirkung noch verstärkte.

Bei Kriegsende überlebten fast 124.000 ungarische Juden. Zehntausende von ihnen verdankten ihr Leben dem mutigen Einsatz von Carl Lutz, seinen Kollegen und den anderen neutralen Diplomaten in Budapest. Carl Lutz wurde von Yad Vashem und dem Staat Israel geehrt, später auch von seinem Heimatdorf Walzenhausen in der Schweiz und von der Schweizer Regierung. 1963 wurde in Haifa, Israel, eine Strasse nach ihm benannt. Seit 1991 erinnert ein Denkmal am Eingang zum alten Budapester Ghetto an die Arbeit von Carl Lutz in Budapest. 2006 ehrte die amerikanische Botschaft Carl Lutz mit einem Denkmal im Park der amerikanischen Botschaft.

Von zentraler Bedeutung für die gemeinsamen Bemühungen, die Menschen vor Verfolgung und Deportation zu schützen, war das Glashaus, ein altes Industriegebäude in der Vadász Strasse 29. Während des Zweiten Weltkriegs fanden über 3.000 Juden im Glashaus Zuflucht und Schutz vor ihren Verfolgern. Das Glashaus ist heute als Museum für Besucher geöffnet und dokumentiert die Geschichte von Carl Lutz, seinen Partnern und deren Aktivitäten. Eine allgemeinere Dokumentation über die ungarischen Juden und den Holocaust ist im Holocaust Memorial Center verfügbar. Weitere Informationen finden Sie über die Links am Ende der Seite.

In den letzten Jahren gab es zahlreiche Anlässe, das Andenken an Carl Lutz und die anderen Akteure der Schutzaktion in Ungarn und auf der ganzen Welt zu feiern. In Budapest gibt es den Gedenkraum im Glashaus, das Denkmal vor der US-Botschaft und auch den Carl-Lutz-Quai (XIII. Bezirk), wo im April 2013 mehr als 20.000 Menschen am Marsch des Lebens teilnahmen, um die Taten von Carl Lutz zu ehren.

Die Schweizer Botschaft in Budapest setzt sich aktiv für die Erinnerung an die Opfer des Holocaust und die Erinnerung an die humanitäre Aktion von Carl Lutz und anderen neutralen Diplomaten in Budapest während des Zweiten Weltkriegs ein. Der Schweizer Botschafter Jean-François Paroz hat verschiedene Vorträge zu diesem Thema gehalten, erstmals im April 2022 an den Feierlichkeiten zum 20-jährigen Bestehen der Andrássy-Universität Budapest mit dem Titel „Die humanitäre Diplomatie von Carl Lutz und den anderen neutralen Diplomaten in Budapest im Sommer 1944“. Er wies darauf hin, dass die Schutzaktion in der ungarischen Hauptstadt Teil einer komplexen gemeinsamen diplomatischen humanitären Aktion von internationaler Dimension war. Der Text des Vortrags ist auf Deutsch und Französisch unten unter den Dokumenten am Ende der Seite verfügbar. Im Jahr 2024 organisierte die Botschaft gemeinsam mit der ELTE-Universität ein Symposium zum Thema „Verfolgung und Schutz der ungarischen Juden 1941-1945“, an dem ungarische und ausländische Historiker und Forscher mit unterschiedlichem Hintergrund teilnahmen. Die Videoaufzeichnung der Konferenz wurde auf YouTube veröffentlicht (Link siehe unten). Im Februar 2025 veröffentlichte das Online-Magazin Hurbán einen Artikel von Botschafter Paroz zu diesem Thema mit dem Titel „Eine internationale humanitäre Diplomatie: Die Schutzaktion für die Budapester Juden 1944–1945“. Sie finden den Text unter dem untenstehenden Link.