Global Compact: 15 Jahre Engagement für UNO-Prinzipien im Wirtschaftsleben

Artikel, 23.06.2015

Am 25. Juni 2015 feiert die UNO-Initiative Global Compact ihr 15-jähriges Bestehen. Sie steht für mehr Verantwortung der Unternehmen punkto Menschenrechte, Umweltschutz und Arbeitsrecht sowie für die Zusammenarbeit zwischen der UNO und dem Privatsektor. Die Schweiz ist eines der wichtigsten Partnerländer der Initiative.

Der Global Compact fordert Unternehmen auf, die Rechte von Arbeitnehmenden zu respektieren. © Pixabay/Symbolbild
Der Global Compact fordert Unternehmen auf, die Rechte von Arbeitnehmenden zu respektieren. © Pixabay

Der Global Compact ist eine Initiative der UNO, die internationale Unternehmen zu mehr Verantwortung in den Bereichen Menschenrechte, Arbeitsbedingungen, Umweltschutz und Rechtschaffenheit verpflichten will. «Der Global Compact ist die grösste Corporate-Responsibility-Initiative der Welt», erklärt Luca Etter von der Abteilung Globale Institutionen der DEZA. «Ziel ist es, dass internationale Firmen die Prinzipien der UNO in sämtliche Bereiche ihrer Arbeit integrieren.»  

Mit dem Beitritt zum Global Compact verpflichten sich Firmen, in ihrer Tätigkeit folgende zehn Prinzipien zu befolgen: 

  • Prinzip 1: Unternehmen sollen den Schutz der internationalen Menschenrechte unterstützen und achten.
  • Prinzip 2: Unternehmen sollen sicherstellen, dass sie sich nicht an Menschenrechtsverletzungen mitschuldig machen.
  • Prinzip 3: Unternehmen sollen die Vereinigungsfreiheit und die wirksame Anerkennung des Rechts auf Kollektivverhandlungen wahren.
  • Prinzip 4: Unternehmen sollen sich für die Beseitigung aller Formen der Zwangsarbeit einsetzen.
  • Prinzip 5: Unternehmen sollen für die Abschaffung der Kinderarbeit eintreten.
  • Prinzip 6: Unternehmen sollen sich für die Beseitigung von Diskriminierung bei Anstellung und Erwerbstätigkeit einsetzen.
  • Prinzip 7: Unternehmen sollen im Umgang mit Umweltproblemen dem Vorsorgeprinzip folgen.
  • Prinzip 8: Unternehmen sollen Initiativen ergreifen, um grösseres Umweltbewusstsein zu fördern. 
  • Prinzip 9: Unternehmen sollen die Entwicklung und Verbreitung umweltfreundlicher Technologien beschleunigen.
  • Prinzip 10: Unternehmen sollen gegen alle Arten der Korruption eintreten, einschliesslich Erpressung und Bestechung.

Der Verhaltenskodex ist rechtlich nicht bindend, jedoch müssen die Firmen einmal pro Jahr in einem Bericht darlegen, wie sie die Prinzipien umsetzen. Mittlerweile nehmen mehr als 8000 Firmen aus rund 145 Ländern am Global Compact teil.

Vielseitiges Schweizer Engagement

Die Schweiz engagiert sich seit seiner Gründung für den Global Compact, international sowie national. «Sie ist eines der wichtigsten Partnerländer der Initiative», hebt Luca Etter hervor. «Der Dialog mit Schweizer Firmen in Ländern, die für die Entwicklungszusammenarbeit wichtig sind, und die Partnerschaften mit dem Privatsektor stehen im Zentrum», so Luca Etter.

Die Schweiz unterstützt die Initiative mit rund 450‘000 CHF pro Jahr und gehört zur Global Compact Government Group, der Gruppe der Regierungen, die den Global Compact unterstützen. In dieser Gruppe werden Programm-, Budget- und Planungsentscheide des Global Compact diskutiert, sowie Inputs an das Global-Compact-Büro übermittelt, welches die Aktivitäten der Initiative umsetzt.

Zudem hat die Schweiz in New York den Vorsitz der Gruppe Friends of Global Compact inne. Das Gremium trifft sich regelmässig auf Einladung der Schweizer Mission bei der UNO in New York und verfolgt die UNO-Politik rund um den Global Compact. Ebenfalls unterstützt und begleitet die Schweiz alle zwei Jahre den Verhandlungsprozess zur UNO Resolution «Auf dem Weg zu globalen Partnerschaften». «Die Resolution legitimiert die Arbeit des Global Compact und definiert die Ausrichtung für die Zukunft», betont Tatjana von Steiger, Chefin des Teams für nachhaltige Entwicklung und humanitäre Fragen an der Schweizer Mission in New York.

Auf nationaler Ebene ist die Schweiz im Netzwerk des Global Compact vertreten und diskutiert in diesem Rahmen Entwicklungsthemen (vgl. Kasten).

Mehr als eine Signalwirkung

«Gerade weil der Global Compact mit Absichtserklärungen arbeitet, die oft eine Signalwirkung haben, die über die Mitgliedsfirmen hinausgehen, ist er für die Schweiz sehr wichtig», führt Luca Etter aus. Zum Beispiel im Rahmen der nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals, SDGs), die die Staatengemeinschaft, darunter die Schweiz, gegenwärtig erarbeitet. Die Themenpalette der Nachfolgeagenda der Millenniumsentwicklungsziele ist  sehr viel breiter, weshalb ein Grossteil der Kosten und der Expertise zur Umsetzung der Ziele vom Privatsektor kommen wird. Der Global Compact spielt hier eine Brückenbauerrolle, damit die Anliegen des Privatsektors in den UNO Verhandlungsräumen gehört wird und umgekehrt.

«Die Schweiz hat ein Interesse daran, dass stärker in Sektoren investiert wird, die wichtig sind für die Nachhaltigkeit, z.B. in Bildung, Infrastruktur und Gesundheit», erklärt Luca Etter. Es sei aber auch wichtig, dass grosse Konzerne Nachhaltigkeitsaspekte in ihre tägliche Arbeit integrierten. An diesem Punkt könne der Global Compact ansetzen, so Luca Etter: «Er zwingt die beteiligten Unternehmen dazu, ihre Geschäftstätigkeit mit den zehn Grundprinzipien des Global Compact zu vergleichen.»

Die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen (Corporate Social Responsibility, CSR)  ist ein wichtiges Thema in der Schweizer Aussen- und Innenpolitik. Am 01. April 2015 hat der Bundesrat ein Positionspapier dazu verabschiedet. Der Bund versteht CSR als Beitrag der Unternehmen zur nachhaltigen Entwicklung.

Der Global Compact wurde im Jahr 2000 von Kofi Annan lanciert. Die Initiative wird grösstenteils vom Privatsektor finanziert. Im Global Compact Office in New York erledigen rund 100 Leute die programmatische Arbeit und pflegen die Beziehungen zu den Unternehmen sowie zu den UNO-Organisationen. Neben der Förderung der 10 Prinzipien in der Unternehmenskultur von Firmen unterstützt der Global Compact die Zusammenarbeit von UNO-Organisationen mit dem Privatsektor.

Das Global Compact Netzwerk Schweiz

Die Global-Compact-Initiative ist ebenfalls lokal verankert. Sie hat in über 35 Ländern Netzwerke, die die Umsetzung der Prinzipien sicherstellen, in der Schweiz das Global Compact Netzwerk Schweiz (GCNS). Das GCNS und die DEZA, federführend für weitere Bundesstellen, haben im Frühjahr einen Zusammenarbeitsvertrag im Sinne einer Public-Private-Partnership abgeschlossen. Damit verstärkt das GCNS seine Präsenz und schafft die Voraussetzungen für einen aktiveren Dialog rund um die Corporate Social Responsibility von Unternehmen.

«Mit der neuen Partnerschaft und der neuen Struktur des Netzwerks kann dieses auch in der Schweiz einen wesentlichen Beitrag für Anliegen der CSR und die UNO Leitsätze zu Wirtschaft und Menschenrechten leisten. Damit wird gleichermassen eine vertiefte Zusammenarbeit zwischen dem Bund, dem Privatsektor und anderen Interessenvertretern, wie z.B. NGOs, gefördert», erklärt Jean Christophe Favre, Berater für Sektorpolitik und Partnerschaften mit dem Privaten Sektor bei der DEZA. Dem Schweizer Netzwerk gehören gegenwärtig etwa 30 multinationale Firmen an.