Für ein unabhängiges Filmschaffen in Myanmar

Artikel, 04.08.2016

Der Filmemacher Maung Okkar und die Produzentin May Zin Myo, beide aus Myanmar, nehmen im Rahmen von Open Doors zum ersten Mal am Filmfestival Locarno teil, das von der DEZA unterstützt wird. Eine hervorragende Gelegenheit, um mit internationalen Filmschaffenden in Kontakt zu treten und zur Entwicklung des zeitgenössischen Filmschaffens in Myanmar beizutragen, einem Land, das sich im Übergang zur Demokratie befindet.

Ein junger myanmarischer Filmemacher bei Dreharbeiten hinter der Kamera.
Der 29-jährige myanmarische Filmemacher Okkar hat es mit seinem ersten Spielfilm «Craving» in die Sektion Open Doors des Filmfestivals Locarno geschafft. © Maung Okkar

Kurzspielfilme und Dokumentarfilme. Der junge myanmarische Filmemacher Maung Okkar und seine Partnerin und Produzentin May Zin haben viele Ideen, wie das unabhängige Filmschaffen in Myanmar, das unter der jahrzehntelangen Diktatur gelitten hat, zu neuem Leben erweckt werden kann. Beide um die dreissig, haben sie schon zahlreiche filmische Werke geschaffen. In diesem Jahr wurde ihr erster Spielfilm «Craving» für die Sektion Open Doors des Internationalen Filmfestivals Locarno ausgewählt, dessen Partner die DEZA seit ihren Anfängen ist (siehe Kasten).

«Myanmar hat unendlich viele Geschichten zu erzählen»

In der Familie Maung wird das Filmemachen vom Vater auf den Sohn vererbt. Auch Okkar hat sich dieser Regel nicht entzogen. Nach einigen Rollen als Schauspieler in den Filmen seines Vaters studierte er an der Yangon Film School Filmwissenschaften. Danach wechselte er auf die andere Seite der Kamera und begann, eigene Filme zu drehen. 

«In meinen Filmen will ich meine eigenen Erfahrungen verwenden. Nach der jahrzehntelangen Militärdiktatur haben die Menschen in Myanmar unendlich viele Geschichten zu erzählen, die bis jetzt tief in ihren Herzen verborgen waren. Ich möchte diese Geschichten ans Licht bringen und sie in künstlerisch anspruchsvolle Filme umsetzen», erklärt Okkar. 

«Es ist eine unglaubliche Chance, bei Open Doors mitmachen zu können. Dies gibt mir die Möglichkeit, Filmschaffende aus aller Welt kennenzulernen. Von dieser Erfahrung kann ich bei der Realisierung meiner Filme in jeder Phase profitieren: vom Schreiben des Drehbuchs über die Vorproduktion bis zum Dreh und zur Postproduktion.» 

Eine Tradition bewahren

Myanmar blickt auf eine fast hundertjährige Filmtradition zurück. Die Geschichte des myanmarischen Films beginnt in den Dreissigerjahren des letzten Jahrhunderts. Der Film florierte damals und gab den zahlreichen Denkrichtungen und den verschiedenen politischen, sozialen und kulturellen Befindlichkeiten einen Ausdruck. 1962 übernahm die Militärjunta in einem Staatsstreich die Macht und verhängte eine strenge Zensur. Seit 2011 demokratisiert sich das Land allmählich. 

«Die unglücklichen politischen Entwicklungen hatten gravierende Folgen für das Filmschaffen in Myanmar. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um es zu neuem Leben zu erwecken», ist der junge Mann überzeugt. 

«In Myanmar wird der Film weder von der Regierung noch von lokalen Organisationen gefördert. Die Filmteams arbeiten sehr viel. Wir haben faszinierende Geschichten zu erzählen und talentierte Schauspielerinnen und Schauspieler. Unsere Filme haben eine besondere Ästhetik und einen eigenen Stil. Aber es fehlt an Filmprofis. Während langer Zeit gab es in Myanmar weder eine Filmschule noch eine Firma für die Materialmiete oder eine Produktionsgesellschaft. Die alles dominierende Rentabilität bremst auch die Entwicklung eines unabhängigen und anspruchsvollen Filmschaffens. 

In der Vergangenheit erlebte unser Film goldene Zeiten. Als junger Filmschaffender ist es meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es auch in Zukunft hervorragende Filme gibt.»

«Die Ästhetik und die Kultur von Myanmar international bekanntmachen»

May Zin Myo leitet das Unternehmen Pan Wai Wai, das die Filme von Okkar produziert. Sie möchte Filme produzieren, die sich an ein internationales Publikum wenden und die Ästhetik und die Kultur von Myanmar weitergeben. 

«Für mich ist es wichtig, in der Sparte Open Doors in Locarno dabei zu sein. Damit erhalte ich Zugang zu einem internationalen Netzwerk. Einen Film zu produzieren ist nicht einfach. Um Qualität zu erreichen, brauchen wir für jede Phase der Realisierung eines Films Profis im Team.» 

May Zin kennt die Bedeutung des Films für die myanmarische Gesellschaft. «Der Film widerspiegelt ein Land, seine Kultur, seine Traditionen, seine Politik. Wenn wir unsere Filmindustrie verbessern können, können wir zur Entwicklung unseres Landes beitragen. Filme sind nicht nur einfach Unterhaltung. Sie dienen der Bildung der Bevölkerung. 

Als junge Produzentin werde ich mit allen verfügbaren Mitteln zum Filmschaffen in meinem Land beitragen», erklärt sie. 

Wie kann der Film Freiheit und Demokratie fördern?

Die Lancierung von Kulturinitiativen in Entwicklungsländern trägt zur Förderung der Demokratie vor Ort bei. Die Schweiz unterstützt ihre Partnerländer seit vielen Jahren in den Bereichen Kunst und Kultur. Die Hilfe zur Entwicklung eines unabhängigen Filmschaffens trägt zur Meinungsfreiheit, zur Friedensförderung und zur nachhaltigen Entwicklung bei. 

Neben der Partnerschaft mit Open Doors unterstützt das EDA über das Kulturprogramm seiner Botschaft in Yangon die Yangon Film School. Die Schweiz hilft der Schule bei der Entwicklung ihres Finanzplans. Zudem wurden Mittel für die Restaurierung des ältesten myanmarischen Films bereitgestellt, von dem noch Filmmaterial vorhanden ist (Mya Ganaing/The Emerald Jungle, 1934). Dieser Film wird in Locarno gezeigt.

Open Doors 2016–2018: Südasien im Rampenlicht

Die Sektion Open Doors des Filmfestivals Locarno bietet eine Plattform für Filmprojekte von Filmschaffenden aus Schwellenländern und Ländern, denen es an Förderstrukturen für die Filmindustrie fehlt. Open Doors ermöglicht den Austausch mit Produzenten und anderen Partnern der Filmindustrie, die entscheidend zur Projektentwicklung beitragen können. Auf dem Programm der 14. Ausgabe von Open Doors, die vom 4. bis zum 9. August 2016 stattfindet, stehen Filme aus vier Ländern – Bangladesch, Bhutan, Nepal und Myanmar. 

Am 7. August wird der myanmarische Spielfilm «The Monk» gezeigt. Im Anschluss daran findet eine Podiumsdiskussion statt. Sie thematisiert die Stellung der Jugend in Myanmar und die Rolle des Films im politischen und sozialen Wandel des Landes. Die Filmvorführung und die anschliessende Diskussion werden im Rahmen der Initiative Demokratie ohne Grenzen des EDA realisiert, die 2014 von Bundesrat Didier Burkhalter lanciert wurde.

Ein Porträt der jungen Myanmarin May Zin Myo, die in Yangon eine Filmproduktionsgesellschaft leitet.
Die junge Myanmarin May Zin Myo leitet eine Filmproduktionsgesellschaft in Yangon. © May Zin Myo

Aktuelle Projekte in Myanmar

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Myanmar: Bildung für Kinder inmitten von Wirbelstürmen und Konflikten

Eine Schulklasse steht vor einer wiederaufgebauten Schule.

01.12.2015 - 31.07.2018

Von einem Wirbelsturm zerstörte Schulen wiederaufbauen, in einer Region, in der Gewalt zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen herrscht. Dieses Ziel verfolgte ein Projekt der DEZA und der Internationalen Organisation für Migration (IOM) im Bundesstaat Rakhine in Myanmar. Über 600 Schülerinnen und Schüler können jetzt in sichereren Einrichtungen den Unterricht besuchen. Die Erfahrungen aus dem Projekt helfen beim Wiederaufbau weiterer Schulen im Land.

Land/Region Thema Periode Budget
Myanmar
Bildung
Klimawandel & Umwelt
Bildungseinrichtungen und Ausbildung
Reduktion von Katastrophenrisiken DRR

01.12.2015 - 31.07.2018


CHF  896’514



Women and Girls First

01.05.2023 - 30.04.2026

In Myanmar, the pandemic and military coup have increased the risks for gender-based violence (GBV) and deep-rooted gender inequality. Through the Women and Girls First programme, Switzerland supports women, girls and young people to realise their sexual and reproductive health and rights (SRHR) and fulfil their potential. It does so by strengthening community-based and ethnic systems to be more responsive to needs related to GBV, SRHR and mental health.


Myanmar: Primary Health Care

01.05.2023 - 30.04.2026

The military coup in Myanmar has interrupted the progress towards Universal Health Coverage (UHC) and provoked a quasi-collapse of the public health system. Through the Primary Health Care project, Switzerland supports conflict-affected communities in Karen State by providing essential lifesaving healthcare and quality basic maternal and child health services through strengthening the ethnic health system and the community-based service provision.


VSDP - Vocational Skills Development Programme

01.04.2023 - 31.07.2028

COVID-19 and the military coup had a negative impact on the availability of jobs, economic resilience and access to training in Myanmar. This last phase of the VSDP project aims to provide an alternative for women and youth to get relevant training and (self-) employment while supporting micro-, small and medium-sized enterprises to improve their income, contribute to learning and create jobs. The project builds on Switzerland’s strategic position and experience in the vocational training sector.


Strengthening democratic local governance

01.01.2023 - 30.12.2026

The project aims at supporting the democratic transition and the peace efforts in Myanmar. Using a decentralized budget support approach to all townships of one state in the Southeast of the country, it will strengthen township’s participatory planning and budgeting capacity. The project will also deepen the community’s capacity to demand public services. Additionally it will support national level policy discussions based on this experience.


Joint Peace Fund

01.01.2023 - 31.12.2027

After 60 years of conflict, the government and 8 Ethnic Armed Groups have signed a National Ceasefire Agreement (NCA) in October 2015, opening up a unique opportunity to find lasting peace. The Joint Peace Fund is a multi-donor fund set up to channel coordinated international support for such efforts, including the implementation of the NCA and following political dialogue of the peace process, a requirement for development especially in border areas.


2023 Annual Allocation to WFP Country Strategic Plans - Afghanistan, Bangladesh, Myanmar

01.01.2023 - 31.12.2023

Against historic levels of food security due to conflicts, climate change and COVID-19, Switzerland supports annually in 28 SDC priority countries operations of the World Food Programme (WFP) to provide humanitarian and development assistance. It funds indistinctively Country Strategic Plans, incorporating all WFP programmes or projects, based on affected population needs and potential synergies with other local partners, especially national governments and civil society.


ICIMOD - Contribution to the International Centre for Integrated Mountain Development

01.12.2022 - 31.12.2026

ICIMOD is a regional intergovernmental knowledge and learning center serving its eight member countries in the Hindu Kush Himalayan Region. SDC support towards strengthening ICIMOD’s role as an enabler of regional cooperation and informed policy dialogue will benefit mountain communities through green, climate resilient and inclusive development, while profiting from Swiss thematic expertise.


Gulf of Mottama Project

01.01.2022 - 31.12.2024

The unique mudflat ecosystem of the Gulf of Mottama is one of the most important mudflat ecosystems in the world. Communities relying on it as a source of livelihood and the impact of climate change threaten its biological integrity. Building on Switzerland’s specific expertise in Southeast Myanmar, the project aims to conserve the wetland’s unique biodiversity, strengthen climate change adaptation and provide vulnerable communities with sustainable livelihoods and markets.


IIMM - Myanmar – Contribution to the Trust Fund for the Independent Investigative Mechanism for Myanmar

01.12.2021 - 31.12.2023

By contributing to the Trust Fund of the IIMM, Switzerland will actively support the collection of evidence on international law abuses and crimes in Myanmar, for increased accountability and with the aim of deterring future international crimes. The support of the Mechanism complements Switzerland’s Country Program by strengthening accountability for human rights.


PROMISE - Poverty Reduction Through Safe Migration, Skills Development and Enhanced Job Placement in Cambodia, Laos PDR, Myanmar and Thailand

01.09.2021 - 31.08.2025

Labour migration is a key poverty reduction and economic development strategy for jobless people in the Mekong region. The last phase of this regional programme will focus on the sustainability and upscaling of support to migrant workers from Cambodia, Laos and Myanmar to access skills development and decent employment in Thailand and when returning home. Switzerland addresses their needs with a regional approach together with the International Organisation for Migration, governments and the private sector by strengthening regional and national policies and systems.


Support to the International Women’s Rights Action Watch Asia Pacific (IWRAW AP)

01.07.2021 - 31.12.2024

Gender inequalities persist and are a major barrier for poverty reduction and sustainable inclusive development. SDC supports the International Women’s Rights Action Watch (IWRAW) Asia Pacific, a non-governmental organisation working nationally, regionally, and globally towards the achievement of women's human rights, especially through the UN Convention on the Elimination of All Forms of Discrimination against Women (CEDAW) mechanism.

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