«Minenräumung schafft Räume für Versöhnung»

Humanicemos ist eine Minenräumorganisation, die aus dem Friedensabkommen zwischen der kolumbianischen Regierung und den FARC-Rebellen hervorgegangen ist. «Für Leben, Versöhnung und den Wiederaufbau» lautet das Motto der ehemaligen Kämpferinnen und Kämpfer, die von der Schweiz unterstützt werden.

Video über die humanitäre Minenräumorganistion Humanicemos. © DEZA

Kolumbien ist auch Jahre nach dem Friedensschluss das am stärksten von Minen betroffene Land auf dem südamerikanischen Kontinent. Zehntausende Blindgänger bedrohen nach wie vor das Leben der Bevölkerung: mehr als 11 000 Menschen sind ihnen schon zum Opfer gefallen. Die perfiden Sprengkörper aufzuspüren und unschädlich zu machen, hat sich Humanicemos zur Aufgabe gemacht - eine zivile Organisation für Minenräumung mit rund hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Eine von ihnen ist Omaira Baron Bahamon, ehemalige Kämpferin der Guerilla FARC-EP, die sich entschieden hat, die Waffen niederzulegen und sich für die Wiederversöhnung und den Frieden zu engagieren. Bislang hat Humanicemos eine Fläche von rund 77 000 Quadratmetern im ehemaligen Konfliktgebiet von Caqueta entmint und dabei über 40 Sprengsätze und Blindgänger entschärft. Humanicemos hat so mit Unterstützung der Schweiz das Leben von 11 000 Menschen sicherer gemacht.

Auch sie selber profitiere indirekt von dem Projekt, erklärt Omaira Baron Bahamon: «Als Ex-Kombattantin ist es sehr schwierig, einen Job zu finden», sagt sie. Bei Humanicemos könne sie sich wieder ins zivile Leben integrieren und in ihrem Beruf als Buchhalterin Erfahrungen sammeln. «So kann ich mir eine neue Zukunft aufbauen», sagt sie. 

Zur Nachahmung empfohlen

Humanicemos ist ein Beispiel dafür, wie die Schweiz humanitäre Massnahmen, Frieden und Entwicklung miteinander verbindet. Dieser Ansatz wird von Behörden und internationalen Organisationen honoriert. Tammy Hall, Koordinatorin für die Bekämpfung von Antipersonenminen bei der Organisation Amerikanischer Staaten, sagt: «Humanicemos spielt in Kolumbien eine entscheidende Rolle bei der Minenräumung und zeigt die Verbindung zwischen humanitärer Minenräumung und Frieden. Wo einst Minen lagen, schafft sie Räume für Versöhnung.» Dank der Unterstützung der Schweiz habe die Organisation offiziell in das Qualitätsmanagementsystem des Minenräumsektors eingebunden werden können. «Humanicemos in Kolumbien ist ein Beispiel dafür, wie die Ursachen und Folgen des bewaffneten Konflikts direkt angegangen, soziale Gerechtigkeit gefördert und der Dialog und die Versöhnung zwischen gespaltenen Gemeinschaften unterstützt werden können.»

Nathalie Ochoa vom Hochkommissariat für Frieden der kolumbianischen Regierung ergänzt: «Humanicemos zeigt den direkten Einfluss, den die Minenräumung auf die Friedensförderung hat. Es ist ein Modell, aus dem wir viele Lektionen gelernt haben, und das es wert ist, nachgeahmt zu werden.»

Erste Organisation ihrer Art

Das erste Pilotprojekt zur humanitären Minenräumung, wurde im Rahmen der sogenannten Havanna-Dialoge 2016 umgesetzt, erinnert sich Angela Orrego, Direktorin von Humanicemos. Das Projekt wurde vom Genfer Zentrum für humanitäre Minenräumung unterstützt, einem Partner der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Die Ex-Kombattantinnen und Ex-Kombattanten begleiteten die Arbeit, um das notwendige Vertrauen bei den beteiligten Gemeinden, der kolumbianischen Regierung, der internationalen Gemeinschaft und den Unterzeichnern des Abkommens aufzubauen. Angela Orrego erinnert sich: «Wir hatten die Idee, dass die Unterzeichner des Abkommens eine humanitäre Minenräumorganisation mit wirtschaftlich und sozialem Integrationscharakter gründen könnten.» So habe die Geschichte der weltweit ersten humanitären Entminungsorganisation, die aus einem Friedensabkommen hervorgegangen ist und im Wesentlichen aus ehemaligen Kämpferinnen und Kämpfern besteht, ihren Anfang genommen. 

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