Menschliches Leid lindern und verhindern

Flüchtlinge gehen im Regen Zugschienen entlang.
2015 flüchten mehr als 700‘000 Menschen über die Westbalkan-Route nach Mittel- und Nordeuropa. © Lianne Milton / Panos

2015 waren über 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Damit haben die Flüchtlingsströme im zweiten Jahr in Folge ein seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr verzeichnetes Ausmass erreicht. Die Schweiz leistet Nothilfe, fördert Frieden und schafft Langzeitperspektiven vor Ort.

Bewaffnete Konflikte, Menschenrechtsverletzungen, Verstösse gegen das humanitäre Völkerrecht und verschlechterte Lebensbedingungen treiben Millionen Frauen, Männer und Kinder in die Flucht. Unter ihnen sind vor allem syrische Staatsangehörige, von denen 6,5 Millionen im eigenen Land vertrieben wurden und 4,3 Millionen in andere Länder geflohen sind. Die Zufluchtsländer haben über mehrere Jahre hinweg grosse Anstrengungen unternommen. Sie stossen jedoch immer mehr an die Grenzen ihrer Aufnahmekapazität. In ihrer Perspektivlosigkeit haben sich deshalb die syrischen und irakischen Flüchtlinge auf den Weg zu einem anderen Ziel gemacht: Europa. Im Sommer 2015 strömten Hunderttausende Menschen auf der Balkanroute in die Länder der EU und setzten dabei mitunter ihr Leben aufs Spiel.

Vergessene Krisen

Zwar dominierten die Syrienkrise und ihre Auswirkungen auf den europäischen Kontinent die Schlagzeilen, doch traten menschliche Notlagen auch an anderen Orten der Welt zutage. Im Südsudan gerieten infolge von Gewalthandlungen 2,8 Millionen Menschen, d. h. ein Viertel der Bevölkerung, in eine prekäre Ernährungslage Im Land sind über 6,1 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Kritisch ist die Lage auch in der Zentralafrikanischen Republik, wo Tausende Zivilisten weiter unter den Folgen der religiös motivierten Kampfhandlungen, die das Land seit 2013 erschüttern, leiden. Im Irak hängen 10 Millionen Menschen, also jede dritte Einwohnerin oder jeder dritte Einwohner, von humanitärer Hilfe ab. Im Jemen sind es 21 Millionen. Im  Sudan und dem besetzten palästinensischen Gebiet erreicht der humanitäre Bedarf ein besorgniserregendes Ausmass.

Das Engagement der Schweiz für die Opfer der Syrien-Krise, Dossier

Auswirkungen von Naturkatastrophen

2015 war  geprägt von grossen Naturkatastrophen wie dem gewaltigen Erdbeben, das am 25. April einen Grossteil Nepals zerstörte. Myanmar wurde im Sommer von schweren Überschwemmungen heimgesucht. In anderen Ländern beeinträchtigten Erdrutsche, Wirbelstürme, Dürren und andere Wetterereignisse das Leben von Millionen von Menschen.

Schnell sein bedeutet Leben retten, Medienmitteilung, 21.12.2015

Kluft zwischen Bedarf und Ressourcen

Humanitäre Organisationen forderten 2015 etwa 20 Milliarden US-Dollar zur Bereitstellung lebensnotwendiger Hilfe für weltweit mehr als 70 Millionen Menschen. Trotz der Dringlichkeit der Lage sind die Hilfsprogramme nach wie vor unterfinanziert: Die von den Geldgebern bereitgestellten 9,7 Milliarden US-Dollar decken knapp 49% des Bedarfs. Erklären lässt sich diese Differenz teilweise mit einer gewissen Verdrossenheit, die aufgrund der Langwierigkeit der Krisen unter den Geberländern herrscht.

Zusätzliche Mittel für Krisengebiete

Vor diesem Hintergrund beschloss der Bundesrat am 18. September 2015, die Mittel für humanitäre Hilfe im Zusammenhang mit den Krisen in Syrien, im Irak und am Horn von Afrika für 2015 und 2016 um insgesamt 70 Millionen CHF  aufzustocken. 2015  dienten 30 Millionen zur Finanzierung der Hilfseinsätze von folgenden drei humanitären Organisationen, die sich in der Syrien- und Irakkrise engagieren:

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (en)

Das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge (en)

Das Welternährungsprogramm (en)

Bundesrat beschliesst zusätzliche Massnahmen für die Opfer des Syrienkonflikts, Medienmitteilung, 06.03.2015

Die Schweiz leistet nicht nur Unterstützung für multilaterale Partner und Hilfswerke, sondern führt auch eigene Projekte in der Region durch. Im Libanon und Jordanien saniert sie Schulen, die syrische Kinder aufnehmen und ist in Projekten aktiv, die dem Ausbau der Wasserbewirtschaftungskapazitäten der Behörden dienen.

DEZA-Projekt Sanierung von Schulen im Nordlibanon

DEZA-Projekt Syrische Flüchtlingskinder werden von einer Jordanischen Schulklasse empfangen

Schulen und Wasser: Schweiz leistet Nothilfe in Jordanien, Medienmitteilung, 19.10.2015

Genf: Drehscheibe der humanitären Hilfe

Die zahlreichen Krisen haben die internationale Gemeinschaft dazu veranlasst, ihr humanitäres Engagement insgesamt zu überdenken – 2015 fanden in Genf zwei in dieser Hinsicht entscheidende Veranstaltungen statt:

  • Oktober 2015: globale Konsultation, deren Schlussfolgerungen als Grundlage für den humanitären Weltgipfel im Mai 2016 in Istanbul dienen
  • Dezember 2015: 32. Internationale Rotkreuz- und Rothalbmondkonferenz.

Humanitäre Hilfe: Didier Burkhalter drängt auf ein stärkeres

Engagement der internationalen Gemeinschaft, Medienmitteilung, 15.10.2015

Annahme von zehn Resolutionen an der 32. Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Konferenz, Medienmitteilung, 10.12.2015

Vorbeugen ist besser als heilen

Die Zunahme plötzlich auftretender Krisen hat aufs Neue gezeigt, wie wichtig es ist, in die Prävention zu investieren, um Menschenleben zu retten und Sachschäden zu begrenzen.Diese Botschaft vermittelte die Schweiz im März 2015 an der Weltkonferenz in Sendai, an der die internationale Gemeinschaft einen neuen Aktionsplan für die nächsten 15 Jahre annahm. Die Schweiz hat dafür gesorgt, dass die Präventionsmassnahmen auch den Bedürftigen vor Ort zugutekommen.

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