Eine Allianz für mehr Umweltbewusstsein im Finanzsektor

Eine Bananenplantage.
Das Konzept des Naturkapitals misst der Natur und ihren Leistungen einen ökonomischen Wert bei. © DEZA

Die Natur ist Rohstofflieferantin, Energieträgerin und Dienstleisterin. Aber ihre Wertschöpfung wird oft unterbewertet. Die Schweiz unterstützt eine Partnerschaft, die ein Umdenken in der Finanzbranche vorantreibt.

Es ist auf den ersten Blick eine eher unerwartete Partnerschaft: Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP), die Nichtregierungsorganisation «Global Canopy Programme», die Grossbank UBS und acht weitere Banken sowie das SECO. Doch diese Institutionen haben sich 2012 als «Natural Capital Finance Alliance» (NCFA) zusammengeschlossen. Sie arbeiten seitdem gemeinsam darauf hin, dass der Finanzsektor neue Instrumente und Methoden entwickelt, mit denen umweltrelevante Risiken bewertet werden, und diese als globale Standards etabliert werden.

Immer mehr hält in der Finanzindustrie das Konzept «Naturkapital» Einzug. Es vereint die Idee, dass Boden, Luft, Wasser sowie Flora und Fauna natürliche Vermögenswerte darstellen. Sie erbringen sogenannte Ökosystemdienstleistungen, ohne die wir Menschen nicht leben könnten. Bäume zum Beispiel stellen den Sauerstoff her, den wir atmen. Der Boden wirkt als Wasserfilter und Wälder stellen Holz als Rohstoff bereit. Das Konzept des Naturkapitals misst der Natur und ihren Leistungen einen ökonomischen Wert bei. Dadurch sollen zentrale, aber bis heute vernachlässigte Umwelt-Faktoren in wirtschaftliche Entscheide mit einfliessen.

Die Überlegungen, die sich die Finanzwelt zu Fragen der Nachhaltigkeit macht, gehen über Anlagemöglichkeiten für Kunden mit grünem Gewissen heraus. Im Zentrum steht die Frage, wie Kredite, Obligationen und andere Finanzprodukte die Stabilität von Banken gefährden, wenn bei ihrer Vergabe ökologische Risiken vernachlässigt werden. Dabei geht es um ganz konkrete Fragen: Wie hohe Zinsen beispielsweise sollte eine Bierbrauerei für einen Kredit bezahlen, wenn sie damit an einem Produktionsstandort investieren will, wo das Wasser knapp werden könnte? Die Herstellung von Bier braucht sehr viel Wasser. Wenn dieses als Folge des Klimawandels künftig knapp und damit teurer wird, könnte das Geschäftsmodell von Brauereien Probleme bekommen. Für einen Kreditgeber steigt damit das Risiko, sein Geld zu verlieren. Positiv auf den Zins könnte es sich hingegen auswirken, wenn eine Brauerei besonders wassersparende Technologien einsetzt.

Noch sind Banken meist überfordert, Naturkapital in ihre Kreditanalysen einzubeziehen. Es fehlt an Daten und Methoden. Genau diese Lücken will die NCFA schliessen. Die Initiative dazu wurde 2012 am Nachhaltigkeitsgipfel Rio+20 lanciert. Über 40 CEOs von Finanzunternehmen unterzeichneten eine entsprechende Erklärung. Die NCFA wird zudem von diversen NGOs und staatlichen Institutionen gefördert. Ein spezieller Fokus liegt auf Südafrika, Kolumbien, Peru und Indonesien – alle vier sind Schwerpunktländer des SECO. Das SECO unterstützt die Initiative mit über vier Millionen Franken.