Für die Armutsbekämpfung, den Übergang zu einer nachhaltigen Entwicklung und den vertieften Wissensaustausch spielt die Forschung eine entscheidende Rolle. Dabei sind technologische Fortschritte ebenso relevant wie soziale und politische Innovationen. Mit ihrem Fachwissen und weltweiten Netzwerken leisten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Universitäten, Fachhochschulen und Forschungsinstituten einen wichtigen Beitrag zur Lösung globaler Probleme.
Wissenschaft und Forschung für nachhaltige Lösungen
Pflanzendoktor: ein Beruf mit Zukunft
Um Ernteverluste im Zusammenhang mit Krankheiten und Schädlingen zu bekämpfen, unterstützt die Schweiz die Ausbildung von Pflanzendoktoren.
Auf ländlichen Märkten hat sich ein neuer Typ Aussteller etabliert. Hinter einem Tisch, auf dem eine Lupe und Fotos von kranken Gemüsen oder schädlichen Insekten liegen, sitzen Pflanzendoktoren, die Bäuerinnen und Bauern beraten, wie sie ihre Ernten schützen können. Wenn der Pflanzendoktor eine verkümmerte Wurzel oder eine deformierte Frucht untersucht, erhält die Bäuerin oder der Bauer präzise Informationen zu den Krankheiten in seinen Pflanzungen und zu Mitteln, um diese zu verhindern und zu behandeln.
Die Idee für diese neuartigen Ärztinnen und Ärzte entstand im Rahmen von Plantwise, einem Programm, das vom Centre for Agriculture and Biosciences International (CABI) lanciert wurde und von der DEZA unterstützt wird. CABI ist in 34 Entwicklungsländern tätig und funktioniert ähnlich wie ein dezentrales Gesundheitsnetz, das sich auf lokale Kliniken stützt. Dazu bildet es ländliche Beraterinnen und Berater zu Pflanzendoktoren aus, so dass sie Pflanzenkrankheiten diagnostizieren und schädliche Insekten oder Tiere identifizieren können. In vielen Ländern ist es das erste Mal, dass Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in ihrer Nähe Zugang zu individueller Beratung haben.
Bei jedem Kontakt sammelt der Pflanzendoktor Daten zu Schädlingen und Krankheiten, mit denen er eine globale Datenbank füttert, die allen Mitgliedern des Netzwerks zugänglich ist. So erhalten sie wesentliche Informationen, die es ihnen ermöglichen, rasch auf die Verbreitung von Schädlingen und Krankheiten in den wichtigsten Pflanzenkulturen zu reagieren und die Ernteverluste zu senken. Plantwise arbeitet zudem mit nationalen und internationalen Laboratorien zusammen, die zusätzliche Diagnostikleistungen erbringen.
Pflanzenkliniken und –ärzte für weniger Ernteverluste, DEZA Projekt
Das Programm hat einen rasanten Aufschwung erlebt. Im Jahr 2011, ein Jahr nach der Lancierung, hatten schon über 180 Kliniken in 16 Ländern ihre Tätigkeit aufgenommen; heute sind es über 1800. In wenigen Jahren wurden über 5000 Pflanzendoktoren ausgebildet, die über 4,5 Millionen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern beraten. Im Jahr 2015 zeigten sich über 95% der Kundinnen und Kunden zufrieden mit dem Dienstleistungsangebot und fast 80% hatten die erhaltenen Ratschläge angewendet und eine signifikante Zunahme der Ernten festgestellt.
Am 9. März 2016 wurde das Programm Plantwise zum Gewinner des renommierten DAC Prize 2015 der OECD gewählt. Mit diesem Preis wird die Skalierung von Innovationen gefördert, um grosse Entwicklungsrückstände zu überbrücken.
Bio-Produktion in den Tropen
Trägt biologische Landwirtschaft in den Tropen zur Ernährungssicherheit bei? Ein von der Schweiz mitfinanziertes Forschungsprojekt liefert erste vielversprechende Resultate.
Bietet die biologische Landwirtschaft im Vergleich zu konventionellen Anbaumethoden auch für Bäuerinnen und Bauern in tropischen Gebieten Vorteile? Dieser Fragestellung geht das Schweizer Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) gemeinsam mit Forschungsinstituten aus Partnerländern in Afrika und mit der Unterstützung der DEZA nach.
In Kenia wird beispielsweise seit 2007 der biologische und konventionelle Anbau von Mais und verschiedenen Gemüsearten verglichen. Erforscht wird nicht nur Qualität und Grösse der Erträge, sondern auch wie sich die verschiedenen Anbausysteme auf die Bodenfruchtbarkeit auswirken.
Die ersten Resultate sind vielversprechend. Die Erträge von biologisch angebautem Mais – ein für die Region wichtiges Grundnahrungsmittel, das auch vermarktet werden kann – sind nach der Umstellungsphase auf biologische Methoden mit dem konventionellen System vergleichbar. Da die Inputkosten bei Bioprodukten niedriger sind als bei konventionellen Produkten, steigen bei gleichen Erträgen die Einkünfte der Bäuerinnen und Bauern. Können sie den Bio-Mais zu einem höheren Preis verkaufen, ist die Umstellung noch profitabler. Auch die Bodenfruchtbarkeit hat sich unter dem biologischen System stark verbessert.
Zusätzlich zu den Forschungsaktivitäten entwickeln die Forscherinnen und Forscher gemeinsam mit den betroffenen Bäuerinnen und Bauern praktische und an den lokalen Kontext angepasste Bewirtschaftungsmethoden. Zum Beispiel wird Kompost hergestellt. Diese Methoden führen sowohl zu einem höheren Ertrag als auch zur weiteren Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit. So wirken sie sich auch positiv auf die Ernährungssicherheit aus.
Diese wissenschaftlich fundierten Resultate belegen das Argument, dass ökologisch nachhaltige und biologische Anbausysteme noch mehr auf nationaler und internationaler Ebene in Landwirtschaftspolitiken verankert werden sollten.