Emna Rumantscha

Die Internationale Woche der rätoromanischen Sprache (Emna rumantscha) wurde auf Initiative von Bundesrat Ignazio Cassis ins Leben gerufen. Sie wird seit 2021 vom EDA in Zusammenarbeit mit dem Kanton Graubünden und der Lia Rumantscha durchgeführt. Ziel ist es, die Bedeutung der Mehrsprachigkeit für den nationalen Zusammenhalt und die Aussenpolitik der Schweiz am Beispiel der kleinsten und ältesten Landessprache aufzuzeigen.

Von Bern bis Bukarest, entdecken Sie die fünf Ausgaben der Emna rumantscha. © EDA

Dieser Artikel ist auch auf Rätoromanisch verfügbar.

Bundesrat Ignazio Cassis lancierte die Idee einer internationalen Woche der rätoromanischen Sprache im Jahr 2019 anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums der Lia Rumantscha im Oberengadiner Dorf Zuoz (Kanton Graubünden). Für die Umsetzung schloss sich das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) mit dem Kanton Graubünden und der Lia Rumantscha zusammen. Die erste Emna rumantscha wurde 2021 durchgeführt. Seither findet sie jedes Jahr in der Woche vom 20. Februar statt, dem Tag, an dem das Rätoromanische 1938 offiziell zur vierten Landessprache erklärt wurde (s. Kasten). 

Der Startschuss wird jeweils im Rahmen eines offiziellen Events in der Schweiz oder im Ausland gegeben, an dem unter anderem Bundesrat Ignazio Cassis teilnimmt. Die Schweizer Auslandvertretungen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Förderung der rätoromanischen Sprache und Kultur im Gastland während dieser Woche, etwa durch die Organisation von Treffen, Veranstaltungen und Sprachkursen.

Wo und wie die Emna rumantscha auch gefeiert wird, das Ziel bleibt dasselbe. Es geht darum, die Bedeutung der Mehrsprachigkeit für den nationalen Zusammenhalt, aber auch für die Schweizer Aussenpolitik hervorzuheben sowie das Rätoromanische und den multikulturellen Schweizer Alltag bekannt zu machen. «Die Emna rumantscha ist eine Gelegenheit, mit anderen Ländern eine ähnliche Erfahrung zu teilen, nämlich das alltägliche Zusammenleben verschiedener Kulturen und einer grossen Meinungsvielfalt. Die Vielfalt nährt den Dialog, der angesichts der schwierigen geopolitischen Lage wichtiger ist denn je», so Bundesrat Ignazio Cassis.

Erste Emna rumantscha

Aufschrift «Rumantsch in ferm toc svizra», auf Deutsch «Rumantsch, ein starkes Stück Schweiz».
Die erste Emna rumantscha stand unter dem Motto «Rumantsch, in ferm toc svizra». © EDA

Warum ist Rätoromanisch «in ferm toc Svizra», ein starkes Stück Schweiz? Dies war das Thema der ersten Emna rumantscha. Sie fand am 19. Februar 2021 statt und musste wegen der Covid-19-Pandemie online durchgeführt werden. Von Bern aus unterhielten sich Bundesrat Ignazio Cassis und der damalige Bündner Regierungspräsident Mario Cavigelli mit Sekundarschülerinnen und -schülern aus Ilanz. An diesem Anlass, der vom rätoromanischen Fernsehen und Radio live übertragen wurde, sprachen zudem weitere romanischsprachige Persönlichkeiten aus verschiedenen Bereichen, etwa der Bündner Regierungsrat Jon Domenic Parolini, eine Vertreterin und ein Vertreter des EDA (Botschafter Chasper Sarott und Diplomatin Aita Pult), Gianna Olinda Cadonau (Lia Rumantscha) und Rico Valär (Universität Zürich).

Link zum Online-Event der ersten Emna rumantscha

Medienmitteilung: Bundesrat Ignazio Cassis lanciert mit der Bündner Regierung die erste Ausgabe der «Emna rumantscha», 18.02.2021

Newsartikel: Erste Ausgabe der «Emna rumantscha», 18.02.2021

Zweite Emna rumantscha

Schülerinnen und Schüler aus Scuol und Savognin brachten EDA-Vorsteher Ignazio Cassis einen Koffer voller Ideen. © EDA
Bundesrat Ignazio Cassis (mit dem Rücken zur Kamera) empfängt Schülerinnen und Schüler im Bundeshaus. © Keystone

Im Jahr 2022 lud Ignazio Cassis eine Gruppe von Sekundarschülerinnen und -schülern aus Scuol und Savognin im Graubünden nach Bern ein, um die Emna rumantscha gemeinsam mit dem Bündner Regierungsrat Jon Domenic Parolini zu eröffnen. Die Delegation hatte einen Koffer voller Ideen zur Förderung der rätoromanischen Sprache und Kultur in der Schweiz und zu ihrer Bekanntmachung im Ausland dabei.

Darunter fand sich auch ein Vorschlag für einen Kochworkshop...

Video der zweiten Emna rumantscha. © EDA

Dritte Emna rumantscha

Bundesrat Ignazio Cassis kocht unter anderem mit dem Bündner Regierungsrat Jon Domenic Parolini unter der Leitung des Bündner Kochs Andreas Baselgia.
Anlässlich der dritten Emna rumantscha wurde ein Kochworkshop zu Bündner Spezialitäten organisiert, an dem auch Bundesrat Ignazio Cassis teilnahm. © EDA

Capuns, Pizokel und Maluns: Während der Emna rumantscha 2023 stand die Bündner Kulinarik im Zentrum. Wie von den Bündner Schülerinnen und Schülern vorgeschlagen (s. zweite Emna rumantscha), wurde ein Kochworkshop unter der Leitung des Bündner Kochs Andreas Baselgia organisiert, an dem unter anderem Bundesrat Ignazio Cassis, Nationalratspräsident Martin Candinas und der Bündner Regierungsrat Jon Domenic Parolini teilnahmen. 

Anwesend waren auch Vertreterinnen und Vertreter der Schweizer Botschaften in Italien, Frankreich, Belgien und Grossbritannien sowie der spanischen und der österreichischen Botschaft in der Schweiz. Das Wissen über die rätoromanische Kultur, das sie sich dabei angeeignet haben, können sie nun in ihren eigenen Vertretungen weitergeben.

Die Schweizer Botschaft in Grossbritannien zum Beispiel wendete das während des Workshops erworbene Wissen bei einem «rätoromanischen Abend» in London an. Das Schweizer Generalkonsulat in New York organisierte den ersten Rätoromanischkurs in der Metropole. Ausserdem zeigte es wiederum eine Reihe von «Crashkurs Rumantsch»-Videos, die an ikonischen Orten der Stadt gedreht wurden, etwa in der U-Bahn, am Times Square, in der Wallstreet und am UNO-Sitz.

Anlässlich der dritten Emna rumantscha wurden Spezialitäten aus dem Kanton Graubünden gekocht. © EDA

Vierte Emna rumantscha

Blick von oben auf eine auf dem Boden ausgelegte Plane, auf der farbige Wörter gemalt sind.
«La grande pagina bianca» (die grosse weisse Seite) ist ein partizipatives Kunstwerk, das gemeinsam mit dem italienischsprachigen Künstler Ivan Tresoldi für die Emna rumantscha 2024 geschaffen wurde. © Giulia Gorla

Im Jahr 2024 fand die offizielle Eröffnung der Emna rumantscha zum ersten Mal im Ausland statt, und zwar in Italien. Die Schweiz und Italien haben nicht nur zwei grosse europäische Sprachen (Italienisch und Deutsch) gemeinsam, sondern auch drei romanische Sprachen (Rätoromanisch, Ladinisch und Friaulisch).

Bundesrat Ignazio Cassis und zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter italienischer Behörden nahmen am 19. Februar 2024 in Mailand an einer Veranstaltung mit dem Titel «Den Worten Ideen folgen lassen: sechs Regionen der Schweiz und Italiens im Dialog» teil. Im Zentrum standen Themen wie Innovation und Nachhaltigkeit zwischen der Schweiz und Norditalien. 

Für den Anlass wurde gemeinsam mit dem italienischsprachigen Künstler Ivan Tresoldi ein partizipatives Kunstwerk namens «La grande pagina bianca» (die grosse weisse Seite) geschaffen. Dieses ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen dem rätoromanischsprachigen Rapper Gino Clavuot (alias SNOOK), Schülerinnen und Schülern der Schweizer Schule in Mailand sowie ladinisch- und friaulischsprachigen Jugendlichen. Die Jugendlichen wurden aufgefordert, über das Konzept der Identität nachzudenken und ihre Ideen mit Farben und Zeichnungen auf einer weissen Plane zum Ausdruck zu bringen. Den letzten Pinselstrich setzten die anwesenden schweizerischen und italienischen Behördenvertreterinnen und -vertreter als Symbol für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und das gemeinsame Engagement für die Förderung der sprachlichen Besonderheiten.

Auf der «grande pagina bianca», einer künstlerischen Initiative anlässlich der vierten Emna rumantscha, sind unter anderem die Wörter «Felicità», «ladins» und «amore» zu lesen. © EDA

Fünfte Emna rumantscha

Bundesrat Ignazio Cassis und die rumänische Linguistin Magdalena Popescu geben sich die Hand.
Bundesrat Ignazio Cassis am 20. Februar 2025 mit der rumänischen Linguistin Magdalena Popescu an einer Kulturveranstaltung in Bukarest. © EDA

Für die fünfte Emna rumantscha besuchte Bundesrat Ignazio Cassis am 20. Februar 2025 die rumänische Hauptstadt Bukarest. Die Schweiz und Rumänien verbindet ebenfalls ein multikultureller und mehrsprachiger Alltag. Zudem haben die beiden Länder zwei gemeinsame Sprachen: Deutsch und Italienisch. In Begleitung des Bündner Regierungsrats Jon Domenic Parolini sowie Vertreterinnen und Vertretern rumänische Behörden nahm Bundesrat Ignazio Cassis an einer Kulturveranstaltung in Bukarest teil. Der Anlass wurde von der Schweizer Botschaft in Rumänien und dem Nationalen Dorfmuseum «Dimitrie Gusti» organisiert. Dabei wurden die Vielfalt und die Minderheiten der beiden Länder gewürdigt. Unter den Gästen war auch die rumänische Linguistin Magdalena Popescu. Sie spricht fliessend Rätoromanisch, insbesondere das sursilvanische Idiom, und hat mehrere Bücher aus dem Rumänischen ins Rätoromanische übersetzt. 

Was verbindet Magdalena Popescu mit dem Rätoromanischen? Sehen Sie die Antwort im Video. © EDA

Bundesrat Cassis besuchte zudem Constanța im Osten Rumäniens, wo er unter anderem an einem Rundtischgespräch zur Bedeutung der sprachlichen Minderheiten für die regionale Entwicklung teilnahm. Die Emna rumantscha war Teil der offiziellen Reise des EDA-Vorstehers nach Rumänien. Das Thema Minderheiten zog sich wie ein roter Faden durch diesen Besuch.

Ausserdem fand ein rätoromanischer Abend in Zürich statt, an dem EDA-Vorsteher Ignazio Cassis, der Bündner Regierungsrat Jon Domenic Parolini, die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch sowie Vertreterinnen und Vertreter der rätoromanischen Diaspora teilnahmen. 

Die 5. Ausgabe der Emna rumantscha ist in Rumänien zu Gast

Medienmitteilung: Kooperationsabkommen und Minderheiten: offizieller Besuch von Bundesrat Ignazio Cassis in Rumänien, 18.02.2025

Medienmitteilung: Bundesrat Ignazio Cassis unterzeichnet sechs Kooperationsabkommen mit Rumänien, 21.02.2025

 

Rätoromanisch

Rätoromanisch ist wie Italienisch, Französisch und Katalanisch eine lateinische Sprache. Sie umfasst fünf regionale Varianten, sogenannte Idiome: Sursilvan, Sutsilvan, Surmiran, Puter und Vallader. Die Idiome werden gesprochen und geschrieben und verfügen über eine eigene Grammatik und eigene Wörterbücher.

Rätoromanisch wurde 1938 als vierte Landessprache der Schweiz anerkannt. 91,6 Prozent der Schweizer stimmten für den entsprechenden Verfassungsartikel. Damit Rätoromanisch in der Verwaltung eingesetzt werden konnte, brauchte es eine gemeinsame Schriftsprache. So wurde 1982 das «Rumantsch Grischun» geschaffen.

In der jüngsten Erhebung des Bundesamts für Statistik gaben 0,5 Prozent der Schweizer Bevölkerung Rätoromanisch als eine ihrer Hauptsprachen an. Gemäss der Lia Rumantscha gibt es 40 000 Personen mit Rätoromanisch als Hauptsprache, 60 000 Personen, die Rätoromanisch sprechen und 100 000 Personen, die es verstehen.

Das EDA strebt eine angemessene Sprachenverteilung unter seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an. Im Jahr 2025 betrug der Anteil der Mitarbeitenden mit Rätoromanisch als Erstsprache 0,5 Prozent. Insgesamt verfügen 29 Personen über Rätoromanischkenntnisse; davon sind 15 zweisprachig. 

Letzte Aktualisierung 28.07.2025

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