Italienisch in der Schweiz: eine Landessprache, zwei Kantone, mehrere Identitäten

Maddalena aus Caslano, Mattia aus Tesserete, Elisa aus dem Mendrisiotto, Nicolò aus dem Malcantone: viele Stimmen aus der italienischen Schweiz ertönen im EDA anlässlich der «Settimana della lingua italiana nel mondo», einer Initiative des italienischen Aussenministeriums, die vom 19. bis 25. Oktober 2020 stattfindet. Die dritte Landessprache der Schweiz erreicht dank der Beteiligung der Schweizer Auslandsvertretungen ein Publikum weit über die eigenen Grenzen hinaus.

20.10.2020
EDA
 Landschaft beim San Bernardino, Misox (Italienischbünden)

Die San-Bernardino-Strecke ist eine Alternative zum Gotthardpass, um das Tessin von der Ostschweiz aus zu erreichen. © Andrea Furger

Vier Sprachregionen und mehrere Kulturen machen die Einzigartigkeit der Schweiz aus. Unter den vielen Identitäten ist die italienischsprachige Schweiz oft wenig bekannt, selbst innerhalb der Landesgrenzen. Sie umfasst den Kanton Tessin und vier Südtäler im Kanton Graubünden. Zu den «Grigionitaliano» gehören das Misox, das Calancatal, das Bergell und das Puschlav. Das EDA nutzt die jährlich stattfindende «Settimana della lingua italiana nel mondo», um der dritten Landessprache der Schweiz eine Stimme zu verleihen – Italienisch ist ein wichtiger Bestandteil der Identität unseres Landes – und um das sprachliche und kulturelle Erbe der italienischen Schweiz zu präsentieren.

Italienisch in der Schweiz: Ein grosser Reichtum und ein Erfolgsfaktor

Etwa 8,1 Prozent der Bevölkerung (590’000 Personen) sprechen die dritte Landessprache. Italienisch hört man auch in den Städten der Deutsch- und Westschweiz: Mehr als die Hälfte der italienischsprachigen Bevölkerung lebt ausserhalb der italienischen Schweiz, was zum Teil auch auf die Einwanderung aus Italien zurückzuführen ist, namentlich diejenige der 1960er- und 1970er-Jahre. Tatsächlich weist die Schweiz die drittgrösste Gemeinschaft von Auslanditalienerinnen und -italienern auf. Italienisch ist also in der ganzen Schweiz präsent und wird als Minderheitensprache geschätzt.

Als Bundesrat, der aus dem Tessin stammt, übermittelt Ignazio Cassis anlässlich der «Settimana della lingua italiana nel mondo» eine Botschaft. Vier Begriffen beschreiben die «Italianità» in der Schweiz: Flexibilität, Identität, Kreativität und kulturelle Vielfalt. Jede Sprache verkörpert eine eigene Sicht der Welt. Ein typisches Merkmal der Schweiz ist ihre Mehrsprachigkeit, bei der mehrere Sprachen, aber auch mehrere Kulturen in einem von Föderalismus und direkter Demokratie geprägten politischen System vereint sind. Eine Vielfalt, die einzigartig ist: «Davon bin ich im Übrigen auch als Aussenminister überzeugt. Die Koexistenz verschiedener Kulturen hat uns im Laufe der Jahrhunderte dazu gebracht, die Kunst des Kompromisses und des Dialogs zu entwickeln. Diese Fähigkeiten sind international anerkannt und ermöglichen es uns, in verschiedenen Krisen mit unseren guten Diensten zu intervenieren», erklärt Bundesrat Ignazio Cassis.

Videobotschaft von Bundesrat Ignazio Cassis im Rahmen der «Settimana della lingua italiana nel mondo».

Über die Grenzen hinaus

 Ein Zimmer im Kulturzentrum Lugano Arte e Cultura, mit Blick auf den See.
Seit seiner Einweihung 2015 beherbergt das Museo d’arte della Svizzera italiana mit Blick auf den Lago di Lugano Kunstwerke von nationalen und internationalen Künstlern. ©MASI 2019, Foto Studio Pagi

In der deutschsprachigen Schweiz wird der italienische Teil des Landes, insbesondere das Tessin, wegen seines milden mediterranen Klimas auch «Sonnenstube» genannt. Aber die Region hat noch viel mehr zu bieten als nur ein paar Sonnenstrahlen. Kunst und Architektur, UNESCO-Welterbe, Forschungsinstitute: Eine Woche reicht nicht aus, um die italienische Schweiz umfassend zu entdecken. Eine Kostprobe bietet die «Swiss Story» unter houseofswitzerland.org.

Reiseziel italienische Schweiz: eine Landessprache, zwei Kantone, mehrere Identitäten

Auch die Schweizer Vertretungen im Ausland bieten aus Anlass der «Settimana» diverse Veranstaltungen an. In Tunis finden beispielsweise die Ausstellung «La Nuova Frontiera» mit Werken dreier Tessiner Illustratoren (Timothy Hofmann, Daniel Drabek, Francesco Quadri) sowie Vorträge für Studierende in Masterstudiengängen für italienische Sprache statt. In Peking steht der Spielfilm «Cercando Camille» auf dem Programm, und in Warschau wird in Zusammenarbeit mit dem italienischen Kulturinstitut der Dokumentarfilm «Mario Botta. The Space Beyond» gezeigt. Aufgrund der aktuellen Pandemie werden für die Veranstaltungen, sofern sie nicht verschoben werden, die entsprechenden Schutzmassnahmen getroffen.

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