6 Geschichten zu 60 Jahren diplomatische Beziehungen Schweiz – Australien

Die Schweiz und Australien feiern am 5. September 60 Jahre diplomatische Beziehungen und ein noch viel länger andauerndes freundschaftliches Miteinander. Über eine der ältesten Menschheitskulturen, Schweizer Spitzentechnologie, Kulturschaffende und Wissenschaftler, renommiertem Wein sowie der australischen Natur in der Schweiz – 6 Geschichten zu 60 Jahren Schweiz und Australien.

Prächtig bemalte Yidakis vor gelbem Hintergrund und hinter dem Schriftzug «Breath of Life»

Die in Europa bedeutenste Ausstellung einer der ältesten Menscheitskulturen der Welt: «Breath of Life» in Lens / Crans-Montana. © V. Dufournier | Forme Sion

Yidaki – so nennen die indigenen Australierinnen und Australier das Instrument, das ursprünglich aus von Termiten ausgehölten Ästen des Eukalyptusbaums gefertigt wurde. Später erhielt das Instrument den lautmalerischen Namen Didgeridoo und wurde zu einem Symbol Australiens. Die Foundation Opale in Lens / Crans-Montana versucht ungewöhnliches, indem sie eine rein klangliche Ausstellung lanciert. Sie zeigt dabei über 100 Werke, darunter einen aussergewöhnlichen Satz von 70 Instrumenten.  Es handelt sich um die bedeutenste Ausstellung zur Kultur der Ureinwohner Australiens in Europa, was Zeugnis ablegt über einen regen kulturellen Austausch zwischen der Schweiz und Australien. Möglich wurde diese spannende Austellung dank der Mitarbeit von australischen Künstlerinnen und Künstlern sowie australischen Forschenden, die zeitgleich eine Ausstellung zum gleichen Thema in Canberra ermöglichen.

Zahlen und Fakten: Kultur und Geschichte

  • 1996 fand im Berner Oberland ein internationales Yidaki-Festival statt
  • John Webber, eigentlich Johann Wäber, begleitete James Cook als Illustrator auf dessen dritter Weltumsegelung (1776–1780) und prägte das frühe Bild des Südpazifiks in Europa.
  • Die Schweizer Auswanderer Henry Tardent und Heinrich Spoendlin beeinflussten 1891 massgeblich die Ausarbeitung der australischen Verfassung. Sie gelten als Väter des obligatorischen Referendums bei Verfassungsänderungen und des Ständemehrs.

Die australische REGA

Eine PC 12 des RFDS auf einer Sandpiste im Outback
Wenn Leben auf dem Spiel stehen, ist Schweizer Verlässlichkeit gefragt: Eine PC 12 des RFDS auf einer Sandpiste im Outback. © RFDS

Ein Unfall ist geschehen, es gibt Verletzte, die Zeit drängt. Doch mitten im Outback ist das nächste Spital Hunderte von Kilometern entfernt. Es gibt nur eine Möglichkeit: Rettung aus der Luft. Das heisst Rettung, die einerseits schnell grosse Distanzen überwinden kann und andererseits auf den kurzen und staubigen Pisten im Outback landen und starten kann. Der Royal Flying Doctors Service RFDS übernimmt diese lebensrettende Mission. Ihren ausgezeichneten Dienst verrichten sie in Flugzeugen, die in der Schweiz gebaut werden. Seit 1994 schwört RFDS auf die Pilatus PC 12, ein Propellerflugzeug, das den widrigen Bedingungen im Outback zu trotzen vermag. Neu fliegt der RFDS auch PC 24, weil dieser Jet im Gegensatz zu anderen Jets auf kurzen Sandpisten landen und starten kann. Doch nicht nur der RFDS schwört auf Schweizer Technologie: Die berühmte Kunstflugstaffel «The Roulettes» fliegt PC 21, und es gibt in ganz Australien keinen Kampfjetpiloten, der nicht auf den Trainingsmaschinen aus Stans ausgebildet wurde. 

Zahlen und Fakten: Handel und wirtschaftliche Beziehungen

  • Der Handel zwischen der Schweiz und Australien ist intensiv und hat über die letzten fünf Jahre um über ein Viertel zugenommen.
  • Der Trade Point Australia im Generalkonsulat in Sydney fördert die Schweizer Exportwirtschaft im Auftrag von Switzerland Global Enterprise (S-GE).
  • Die Handelskammer Swiss Cham vernetzt über 200 aktive Mitglieder und ist eine der grössten Handelskammern in Australien.

Schweizer Kultur in der Sydney Opera

Sydney Opera: Ikonisches Gebäude mit viel Schweiz drin.
Sydney Opera: Ikonisches Gebäude mit viel Schweiz drin. © RobertDychto / pixabay

1958 schreibt Jørn Utzon, Architekt des Opernhauses in Sydney, an Le Corbusier, Neuenburger Stararchitekt, und bittet ihn um ein Stück «Dekoration, Teppich oder Malerei» für die Inneneinrichtung des sich in Planung befindlichen Opernhauses in Sydney. Le Corbusier hat daraufhin den Wandteppich «Les Dés sont jetés» entworfen und diesen an Utzon ausgeliefert. Erst auf Umwegen kommt der Wandteppich 2015 an seiner Destination an und wird im Westflügel des Opernhauses ausgestellt. In einem der ikonischsten Gebäude der Welt steckt aber noch mehr Schweiz drin: Die zwei Schweizer Architekten Sergio Buzzolini und Hansruedi Isele waren am Bau beteiligt. Die Zürcherin Noëmi Stadelmann, die als Sopranistin weltweit Beachtung erhalten hat, ist mit dem künstlerischen Direktor von Opera Australia verheiratet. Lyndon Terracini, selber Bariton, hat Noëmi Nadelmann 1992 bei einer gemeinsamen Aufführung der Oper Figaros Hochzeit kennengelernt.

Zahlen und Fakten: Kunst und Kultur

  • Knapp 400 000 Logiernächte australischer Touristen wurden 2019 in der Schweiz verzeichnet; ein neuer Rekord (+77% seit 2009). Dieses Jahr bleibt «dream now, travel later» das Motto.
  • Das Generalkonsulat in Sydney besteht seit 1855 und ist mit rund 26'000 registrierten Schweizer/innen das 6. grösste der Welt.
  • In Sydney findet sich der Australien Angel, eine Statue von Bernhard Luginbühl, die die Schweiz der Stadt anlässlich der Olympiade 2000 schenkte.
  • Mit insgesamt 10 gewonnenen Titeln am Australian Open zwischen 1998 und 2018 waren Martina Hingis, Roger Federer und Stanislas Wawrinka Publikumslieblinge.

Erfolgreiche Forschung dank Zusammenarbeit

T-Zelle
Wie T-Zellen, hier eine menschliche, infizierte Zellen erkennen und zerstören war bahnbrechende Erkenntnis der Forschung von Zinkernagel und Doherty. © NIAID / Wikimedia

Als junger Praktikant an der Universität Lausanne schreibt er ungefähr 50 Bewerbungen, um einen Forschungsjob im Bereich Immunologie zu erhalten. Auf 30 erhält der junge Doktorand und spätere Nobelpreisträger noch nicht mal eine Antwort. Sein Name ist Rolf Zinkernagel, er ist Basler und er erhält schliesslich eine Stelle an der Australian National University (ANU) in Canberra. Dort teilt er mit dem Australier Pete Doherty ein Labor, die beiden kommen ins Gespräch und beginnen gemeinsam zu forschen. Sie finden heraus, wie das Immunsystem von Viren befallene Zellen erkennt und publizieren ihre Erkenntnisse 1973. Ihre Entdeckung erweist sich jedoch erst nach und nach als bahnbrechend. 1996 schliesslich erhalten die beiden den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin. Solche Erfolge sind nur möglich, wenn Grundlagen dafür vorhanden sind. Die Schweiz pflegt deshalb eine enge Zusammenarbeit mit Australien im Bereich Bildung und Forschung. Seit 2020 verbessert ein Abkommen mit Australien den Zugang der Schweizer Forschung zur Antarktis, um dort mit Australien zur internationalen Erforschung des Klimawandels beizutragen.  

Zahlen und Fakten: Bildung & Forschung

  • Die wissenschaftliche Zusammenarbeit wird mit über 150 Vereinbarungen zwischen Schweizer Hochschulen und australischen Universitäten verbessert
  • Der Schweizerische Nationalfond hat seit 2011 über 550 Projekte wissenschaftlicher Zusammenarbeit gefördert
  • Laut dem australischen Forschungsrat (Australian Research Council) ist die Schweiz ein Top-10 Bildung- und Forschungspartner

Australische Winzer mit Schweizer Namen

Inmitten der sanften Hügel des Yarra-Valleys befindet sich das Weingut Yeringberg, auf dem die Familie De Pury in vierter Generation renommierten Wein anbaut.
Inmitten der sanften Hügel des Yarra-Valleys befindet sich das Weingut Yeringberg, auf dem die Familie De Pury in vierter Generation renommierten Wein anbaut. © Pedro Zwahlen

Sie heiraten 1835 in Bern. Sophie de Montmollin, neu Sophie Latrobe, ist Tochter einer Neuenburger Patrizierfamilie und heiratet einen britischen Beamten, der Jahre zuvor als Tutor im Haushalt der Familie zugegen war. Sie wohnen vier Jahre oberhalb des Bielersees, bevor Charles zum Superintendanten vom Gebiet um Melbourne ernannt wird. 1839 brechen die beiden mit ihrer Tochter auf. Sophie schreibt viel und oft nach Neuenburg und berichtet von ihrem neuen Zuhause. Aufgrund ihrer Stellung als Patriziertochter wird so das Gebiet unter Neuenburger Weingutsbesitzern bekannt. Es dauert nicht lange, bis die ersten Söhne dieser Weingutsbesitzer aufbrechen, um das neue Land urbar zu machen. Ihre Namen lauten De Pury, De Castella, Leuben und De Meuron.  Es ist die erste bedeutende Auswanderungswelle von Schweizern nach Australien. Viele der damals von Schweizern gegründeten Weingüter existieren heute nicht mehr. Doch einige Familien mit klingenden Neuenburger Namen keltern noch heute renommierten, australischen Wein. 

Zahlen und Fakten: Auslandschweizerinnen und –schweizer

  • Australien figuriert in der Schweiz als 10. wichtigstes Importland für Wein
  • Der Dachverband Swiss Alliance Australia Inc., wurde 2021 gegründet. In Australien sind 6 Schweizer Vereine mit knapp 30 affiliierten Interessengruppen aktiv.
  • Nach den französischsprachigen Winzern folgten die italienischsprachigen Goldgräber und danach die deutschsprachigen Bauern. Ausserhalb Europas ist Australien eines der beliebtesten Auswanderungsländer von Frau und Herr Schweizer.

Der erste Schweizer Koala

Der erste in der Schweiz geborene Koala ist ein Männchen mit Namen Uki, hier mit seiner Mutter Pippa. Er feiert 2021 seinen ersten Geburtstag.
Der erste in der Schweiz geborene Koala ist ein Männchen mit Namen Uki, hier mit seiner Mutter Pippa. Er feiert 2021 seinen ersten Geburtstag. © A. Schmidmeister / Zoo Zürich

Der Zoo Zürich verfügt über eine über 5500m2 grosse Anlage, die Einblick in die faszinierende Tier- und Pflanzenwelt Australiens gibt. Natürlich beherbergt die Australien-Anlage Koalas, die ersten in der Schweiz, die mit Unterstützung der Botschaft Canberra aus Australien importiert wurden. Bei ihrer Ankunft in Zürich wurden sie liebevoll Botschafter Australiens in der Schweiz genannt. Im Australienhaus zeigt der Zoo die Ausstellung «Vom Nützling zum Schädling», welche aufzeigt, welch verheerende Auswirkungen eingeschleppte Arten auf das urtümliche Ökosystem Australiens haben. Die Bekämpfung von invasiven Arten ist ein Anliegen, das auch der Schweizer Botschaft in Canberra am Herzen liegt: Mit grossem Engagement wird ein Garten gepflegt, in dem ausschliesslich urtümliche australische Pflanzen wachsen.

Zahlen und Fakten: Natur und Umwelt

  • Australien ist der trockenste bewohnte Kontinent der Erde und das sechstgrösste Land der Welt.
  • Australien ist eines der biologisch vielfältigsten Länder der Erde mit mehr als einer Million verschiedener Pflanzen- und Tierarten, von denen viele nirgendwo sonst auf der Welt zu finden sind.
  • Schweizer Technologien im Bauwesen, in der Abfallwirtschaft, in der Mobilität und in der Wasserkraft tragen zu Australiens Nachhaltigkeitswandel bei.
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