8. März: 8 Frauen und Männer im Einsatz für die Frauenrechte

8 Vertreterinnen und Vertreter der Politik, der Diplomatie, der Menschenrechtsverteidigung, der humanitären Hilfe und der lokalen Partnerschaften des Schweizer Aussennetzes geben Einblick in das vielfältige Engagement des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) für Geschlechtergleichstellung und Frauenrechte in der Welt.

08.03.2020
EDA
Porträts von 8 Frauen und Männern aus dem Umfeld des EDA, die sich für die Frauenrechte einsetzen.

Porträts von 8 Frauen und Männern aus dem Umfeld des EDA, die sich für die Frauenrechte einsetzen. © EDA

Der 8. März ist der Internationale Tag der Frau. Die Schweiz nutzt diese Gelegenheit, ihr aussenpolitisches Engagement in diesem Bereich in Erinnerung zu rufen und 8 Frauen und Männer zu würdigen, die sich im Auftrag des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) oder in Partnerschaft mit der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit für die Gleichstellung der Geschlechter und die Rechte der Frauen einsetzen.

1 | Maroufatou Oladjidé, Benin

Maroufatou Oladjidé
Maroufatou Oladjidé © DEZA

Maroufatou Oladjidé ist Journalistin und Geschäftsleiterin der beninischen Zeitung «Daabaaru». Sie ist nicht nur die einzige Frau im Verwaltungsrat, sondern auch dessen jüngstes Mitglied. Um ihre Führungsqualitäten zu entwickeln, nahm sie am Programm zur Stärkung der Kapazitäten von Frauen (RECAFEM) der Schweizer Zusammenarbeit in Benin teil.

«Früher fiel es mir schwer, meine Meinung zu äussern, vor allem gegenüber Männern. Jetzt kann ich mich in Diskussionen durchsetzen und sage an Sitzungen, wenn ich nicht einverstanden bin», erklärt die junge Frau, die nun mit einer Kandidatur für die nächsten Gemeindewahlen liebäugelt.

2 | Alexandre Fasel, London

Alexandre Fasel
Alexandre Fasel © EDA

«Wir Männer sind privilegiert», sagt Alexandre Fasel. Aber, so der Schweizer Botschafter in London, «viele Männer merken das nicht». Ihm hatte einst ein Anlass die Augen geöffnet, bei dem über Gleichberechtigung gesprochen wurde – und nur Männer sprechen durften. Nach diesem Moment der Erleuchtung wurde Fasel, damals Chef der Schweizer Mission in Genf, ein «Geneva Gender Champion» und setzte sich mit der UNO-Initiative unter anderem dafür ein, dass Panels «gender-balanced» besetzt sein müssen.

Heute blickt Fasel auf Big Data und künstliche Intelligenz – und konstatiert hier erneut ein fehlendes Bewusstsein: Viele Algorithmen bauten auf Parametern auf, die «männlich» sind. Wenn vor allem Männer in Führungspositionen sind, «lernt» der Algorithmus, dass Männer erfolgreicher sind. Das schmälert die Chancen von Frauen bei der Personalrekrutierung. Damit die Gleichberechtigung auch bei Big Data Einzug hält, brauche es auch hier einen Moment der Erleuchtung, sagt Alexandre Fasel.

3 | Sabine Rosenthaler, Amman

Sabine Rosenthaler
Sabine Rosenthaler © DEZA

Sabine Rosenthaler ist stellvertretende Chefin Kooperation der Schweizer Botschaft in Amman und hat die Ko-Leitung des Schweizer Kooperationsprogramms in der von der Syrienkrise betroffenen Region inne. Mit ihrem 9-köpfigen Team, zum dem 7 Frauen gehören, ist sie zudem für das Schweizer Programm in Jordanien verantwortlich. Sabine Rosenthaler ist in der humanitären Hilfe tätig. In diesem traditionell männlich dominierten Umfeld spielen Frauen heute eine immer grössere Rolle.

Als Managerin unterstützt Sabine Rosenthaler Frauen in ihrer beruflichen Entwicklung. «Ich war nie besonders militant, sondern fand es immer normal, Frauen zu unterstützen, die in der Zusammenarbeit, der Entwicklungshilfe und der humanitären Hilfe arbeiten. Ich ermutige sie, sich in Teams zu engagieren, und versuche, ihnen den Weg zu ebnen, mit gutem Beispiel voranzugehen und sie beim Erwerb neuer Fähigkeiten zu unterstützen. Die Herausforderungen sind je nach Kultur unterschiedlich. Das Ziel ist, dass alle, Männer und Frauen, ihren Teil zum gemeinsamen Ziel beitragen können: den Bedürftigsten zu helfen.»

Departementsvorsteher Ignazio Cassis © Beat Mumenthaler                        

4 | Bundesrat Ignazio Cassis, Bern

Der Weltfrauentag erinnert an die Herausforderungen, die bezüglich der Rechte der Frau und dem Weltfrieden nach wie vor bestehen. Sich dafür einzusetzen, ist eine Daueraufgabe, sagt Bundesrat Ignazio Cassis. Die Schweiz stärkt deshalb die Stellung der Frauen mit Projekten in verschiedenen Ländern und engagiert sich dazu auf multilateraler Ebene. Eine gute Note gibt Bundesrat Cassis dem EDA, in dem 50,2% der Angestellten Frauen sind: Das EDA als Vorbild für die Verwirklichung der Gleichberechtigung von Mann und Frau. Das zeigt sich auch im Topkader: Mit dem Stellenantritt von Particia Danzi als neue DEZA-Direktorin werden ab Mai 2020 vier von sieben EDA-Direktionen von Frauen geleitet. Das EDA ist Vorbild für die Verwirklichung der Gleichberechtigung von Mann und Frau.

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5 | Rachel Gasser, Brüssel

Rachel Gasser
Rachel Gasser © EDA

Rachel Gasser arbeitet als Beraterin im Büro der Sonderbeauftragten zu Frauen, Frieden und Sicherheit bei der NATO (Human Security Unit, HSU). Seit 15 Jahren beschäftigt sie sich mit Themen rund um friedensschaffende Massnahmen und Sicherheitspolitik und hat dabei immer auch die wichtigen Beiträge und Bedürfnisse von Frauen berücksichtigt.

Zu ihrem Aufgabenbereich heute gehören die systematische Eingliederung unterschiedlicher Interessen von Männern und Frauen in sämtliche Vorhaben und Prozesse der NATO, aber auch die Koordination entsprechender Arbeitsgruppen (Gender Task Force). Inhaltlich arbeitet Frau Gasser unter anderem zur Prävention von Menschenhandel, aber auch an der Entwicklung von Frühwarnsystemen, die eine Geschlechter-Perspektive zu Frieden und Sicherheitsfragen in Betracht ziehen.

Durch ihre Arbeit wird unter anderem die Umsetzungsstrategie zu Frauen, Frieden und Sicherheit der NATO gestärkt. Ihre spezifische Expertise trägt aber auch dazu bei, die UNO-Sicherheitsratsresolutionen auf der einen Seite international zu stärken und auf der anderen Seite in den Ländern, insbesondere dort, wo die NATO vor Ort ist, wirkungsvoller umzusetzen.

Insgesamt hält sie das Schweizer Engagement für ganz wesentlich, um die in der UNO-Resolution 1325 gesetzten Ziele zu erreichen, und sagt, dass insbesondere die freiwilligen Beiträge der Schweiz zur NATO (Voluntary National Contribution (VNC)), die Sekundierungen wie ihre, aber auch die Unterstützung durch Dialogforen zwischen Zivilgesellschaft und Entscheidungsträger besonders wertvolle Beiträge zu Frauen, Frieden und Sicherheit leisten.

6 | Sizani Ngubane, Südafrika

Sizani Ngubane
Sizani Ngubane © Martin Ennals Foundation

Sizani Ngubane ist eine südafrikanische Menschenrechtsverteidigerin, die sich der Förderung der Chancengleichheit und dem Kampf für die Rechte von Frauen und indigenen Völkern verschrieben hat. In Südafrika sind Frauen mit verschiedenen Formen der Diskriminierung konfrontiert; die schlimmste ist die weit verbreitete geschlechtsspezifische Gewalt. In ländlichen Gemeinden werden Frauen, die Land besitzen, häufig enteignet, und sie haben keinen Zugang zu Bildung und Justiz. Im Rahmen der 1998 von ihr gegründeten Bewegung «Rural Women’s Movement» kämpft Sizani Ngubane seit über 40 Jahren erfolgreich für die Anerkennung ihrer Rechte. 2020 war sie unter den drei Finalistinnen für den Martin-Ennals-Preis für Menschenrechtsverteidigerinnen und -verteidiger.

Die Martin-Ennals-Stiftung zeichnet einmal im Jahr Menschenrechtsaktivistinnen und -aktivisten aus der ganzen Welt aus, die sich auf aussergewöhnliche Weise und oft unter grossem persönlichem Risiko für die Menschenrechte einsetzen. Die Schweiz unterstützt den Martin-Ennals-Preis seit 2004 als Teil ihrer Menschenrechtspolitik. Die Schweiz setzt sich dafür ein, dass Menschenrechtsverteidigerinnen und -verteidiger sichtbarer sind und mehr Anerkennung erhalten, damit sie sich frei und ohne Angst vor Repressalien gegen sich selbst, ihre Familien und ihre Gemeinschaften äussern können.

7 | Markus Seiler, Bern

Markus Seiler
Markus Seiler © EDA

Über 5000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im In- und Ausland für die Schweizer Aussenpolitik im Einsatz. Die Wahrung der Frauenrechte innerhalb des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten gehört zu seinen Führungsaufgaben.

Markus Seiler leitet das Generalsekretariat des EDA. Er sagt: «Das EDA verfolgt seit 10 Jahren einen Massnahmenplan zur Förderung der Chancengleichheit. Heute beträgt der Frauenanteil im Topmanagement 26%, im mittleren und oberen Management 46%. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie soll für Mütter und Väter erleichtert werden. Wir engagieren uns für ein inklusives und respektvolles Arbeitsklima, in dem alle in Würde ihr volles Potenzial ausschöpfen können.»

8 | Nafissatou Amadou, Benin

Nafissatou Amadou
Nafissatou Amadou © DEZA

«Mir ist bewusst geworden, dass man Politik zur Entwicklung seiner Gemeinde machen und trotzdem die eigenen Werte hochhalten kann. Es wird Zeit, dass die Frauen sich behaupten. Die Zeiten, in denen sie ausserhalb des Haushalts nichts zu suchen hatten, sind vorbei.»

Nafissatou Amadou, eine Politikerin aus Parakou in Benin, besuchte das Programm zur Stärkung der Kapazitäten von Frauen (RECAFEM) der Schweizer Zusammenarbeit in Benin. Dort lernte sie, vor Publikum zu sprechen und öffentliche Diskussionen zu leiten, und sie entwickelte ihre Führungsqualitäten.

Heute ist Nafissatou Amadou Ausbildnerin und Politikerin in ihrer Gemeinde. «Ich hoffe, dass ich andere Frauen inspirieren und ihnen den Weg ebnen kann. Gleichzeitig möchte ich aber auch die Männer ermutigen, ihre Frauen in ihrem politischen Engagement zu unterstützen», erklärt sie.

Was unternimmt die Schweiz zur Förderung der Frauenrechte?

  • Das EDA hat alle aussenpolitischen Aktivitäten zur Förderung der Rechte von Frauen in seiner Strategie zu Geschlechtergleichstellung und Frauenrechten zusammengefasst. Die Geschlechtergleichstellung ist auch ein wichtiger Pfeiler der Schweizer Aussenpolitik. Auf Basis ihrer aussenpolitischen Strategie fördert die Schweiz die Rechte von Frauen.
  • Im Jahr 2020 jährt sich die Verabschiedung der Erklärung und der Aktionsplattform von Peking zum 25. Mal. Die Aktionsplattform, die an der Weltfrauenkonferenz von 1995 von 189 Ländern, darunter der Schweiz, angenommen wurde, gilt als fortschrittlichste Agenda zur Stärkung der Selbstbestimmung von Frauen und Mädchen in der Welt. Dieses Jahr wird die internationale Gemeinschaft die in den letzten 25 Jahren erzielten Fortschritte evaluieren.
  • Die Schweiz spielt neben ihrem Engagement im Menschenrechtsrat und in der UNO-Generalversammlung traditionell eine aktive Rolle in der Kommission für die Rechtsstellung der Frau (CSW).
  • Im Rahmen ihrer internationalen Zusammenarbeit (IZA) entwickelt und unterstützt die Schweiz weltweit eine Vielzahl von Projekten zur Förderung der Frauenrechte und der Geschlechtergleichstellung. Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) bezieht die Genderdimension in all ihren Aktivitäten systematisch mit ein.
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