Junge Botschafter des Wandels: von der MENA-Region bis nach Lugano

Fatima Zahra, Amin, Myssa und Zakaria nehmen in Lugano am «Middle East Mediterranean Summer Summit» (21.–28. August 2021) teil. Die von der Università della Svizzera italiana mit Unterstützung des EDA organisierte Veranstaltung bietet zahlreichen jungen Frauen und Männern aus der Region des Mittleren Ostens und Nordafrika eine Plattform für den Austausch und das Erarbeiten gemeinsamer Ideen. Teilnehmende berichten.

27.08.2021
Einige Teilnehmer des MEM Summer Summit diskutieren, während sie auf Stühlen im Kreis sitzen.

Für die Schweiz ist die Unterstützung der jungen Generation in der MENA-Region eine Priorität, die sich auch in der 2020 vom Bundesrat verabschiedeten MENA-Strategie widerspiegelt. © USI, Vincent Blondeau

Fatima Zahra aus Marokko, Amin aus dem Iran, Myssa aus Oman und Zakaria aus Syrien: Sie sind zusammen mit rund 30 weiteren jungen Erwachsenen nach Lugano angereist, während rund 100 Teilnehmende aus der Region des Mittleren Ostens und Nordafrika (MENA-Region) online zugeschaltet sind. Sie sind Teil der Gruppe sogenannter «Young Change Makers» und die zentralen Akteurinnen und Akteure am vierten MEM-Forum, das im Zeichen des Austauschs von Ideen, Projekten und Initiativen steht.

Ihre Visionen und Ideen sind auch der Grund, weshalb Bundesrat Ignazio Cassis, Vorsteher des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten, dem MEM-Forum grosse Bedeutung beimisst. Bundesrat Cassis traf die Vertreterinnen und Vertreter des Wandels zusammen mit dem Aussenminister des Oman, Sayyid Badr Al Busaidi, zum Gespräch. In seiner Rede betonte er das Potenzial der jungen Bevölkerung: «In der MENA-Region sind rund 45 Prozent der Bevölkerung unter 25 Jahre alt. Für mich ist das ein Synonym für Aufbruch und Optimismus. Während meiner Reise in den Oman hatte ich die Gelegenheit, motivierte junge Männer und Frauen zu treffen. Dieses Gespräch hat mich besonders inspiriert.»

Junge Teilnehmer und Teilnehmerinnen des MEM Summer Summit

Für die Schweiz ist die Unterstützung der jungen Generation in der MENA-Region eine Priorität, die sich auch in der 2020 vom Bundesrat verabschiedeten MENA-Strategie widerspiegelt. Friede, Sicherheit, nachhaltige Entwicklung und Digitalisierung sind zentrale Handlungsfelder, die auch in den Interviews mit den jungen Erwachsenen zur Sprache kamen.

«Junge Menschen verstehen die Macht der Zusammenarbeit über kleine Gemeinschaften hinaus»

Nahaufnahme von Fatima Zahra Outaiss
Fatima Zahra Outaiss, young change maker aus Marokko. © USI, Boryana Stratieva

Fatima Zahra arbeitet in Marokko an Projekten für den Einbezug der Jugend in die politischen Entscheidungsprozesse. Gerade in den Reihen der Gleichaltrigen macht sie ein grosses Potenzial aus. «Junge Menschen verstehen die Macht der Zusammenarbeit über kleine Gemeinschaften hinaus und nutzen daher die Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Gleichaltrigen in verschiedenen Regionen», sagt Fatima Zahra.

Bildung, Innovation und neue Technologien sind Kernthemen der Strategie der Schweiz für die MENA-Region, auch in Bezug auf Marokko. Die ausgebildete Ingenieurin hat in den letzten Jahren beobachtet, dass es immer mehr innovative Initiativen junger Menschen zur Förderung der formellen und informellen Bildung gibt, die neue Technologien nutzen. «Um die Wirkung dieser Initiativen zu verstärken, wurden Austausch- und Kooperationsmöglichkeiten mit anderen Ländern in der Region geschaffen, um Kontakte zu knüpfen und Kräfte zu bündeln», erklärt Fatima Zahra. 

«Mich treiben die globalen Herausforderungen bei den Ernährungssystemen an»

Nahaufnahme von Mohammad Amin Emadi
Mohammad Amin Emadi, young change maker aus dem Iran. © USI, Boryana Stratieva

Amin arbeitet als technischer Berater für die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen. Was treibt ihn an? Er will Lösungen für die globalen und komplexen Herausforderungen der Nahrungsversorgung finden. Amin hat am Schweizer Projekt «Bites of Transfoodmation» mitgearbeitet, das von der Ständigen Mission der Schweiz bei den Vereinten Nationen, der Schweizer Botschaft in Italien, dem Istituto Svizzero, der Università della Svizzera italiana und Präsenz Schweiz lanciert wurde.

Das Projekt soll Debatten unter jungen Menschen über die Frage anstossen, wie der Übergang zu nachhaltigen und krisenresistenten Ernährungssystemen für alle gelingen kann. «Wir haben ein Manifest erarbeitet, das unser kollektives Engagement für die Zukunft nachhaltiger Ernährungssysteme zum Ausdruck bringt», erklärt Amin. «Ich glaube, dass wir durch solche Formen der Zusammenarbeit die Zukunft der Nahrungsmittelversorgung auf der politischen, sozialen und vor allem auch der individuellen Ebene verändern können», schliesst er. 

«Junge Menschen können durch die Macht des Wissens einen Wandel bewirken»

Nahaufnahme von Myssa Al Hinai.
Myssa Al Hinai, young change maker aus Oman © USI, Boryana Stratieva

Myssa arbeitet im Bereich Kommunikation und soziale Medien und hat sich in gerade selbständig gemacht. Kommunikation und Wissensvermittlung sind für sie von zentraler Bedeutung. «Ich glaube an die Macht des Wissens. Junge Leute aus verschiedenen Tätigkeitsbereichen können durch den Austausch von Wissen und durch beharrliche Zusammenarbeit einen Wandel herbeiführen.»

Die Schweiz und Oman arbeiten in der Mediation und Friedensförderung eng zusammen. Myssa betont, dass es in der MENA-Region ohne Stabilität keinen Wandel geben kann. «Die Stabilität von Oman ermöglicht eine engere Verbundenheit der Menschen. Dadurch können sie sich mehr um die Herausbildung und Stärkung der Sachkompetenz in den Bereichen kümmern, die dem Gedeihen des Landes und seiner Bevölkerung förderlich sind.»

«Die Zivilgesellschaft spielt eine zentrale Rolle beim Wiederaufbau des Vertrauens zwischen der syrischen Bevölkerung und ihren MEM-Nachbarn.»

Nahaufnahme von Zakaria Al Shmaly.
Zakaria Al Shmaly, young change maker aus Syrien. © USI, Boryana Stratieva

Zakaria forscht an der «European University Institute’s School of Transnational Governance» und absolviert ein Praktikum im Sekretariat des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten des Europäischen Parlaments. Er glaubt fest an die Rolle junger Menschen bei der Förderung von Wandel und Stabilität in der MEM-Region. Die Begegnungen in Lugano haben ihn in seiner Sichtweise bestärkt. «Stabilität entsteht durch Verständigung, aber Verständigung setzt voraus, dass schwierige Gespräche in einem sicheren Umfeld geführt werden», stellt er fest. Die Förderung der Bewegungsfreiheit in der MEM-Region sowie die Unterstützung eines umfassenden akademischen und kulturellen Austauschs sind für Zakaria Beispiele dafür, wie ein positiver Kreislauf, der einen Wandel ermöglicht, in Gang gesetzt werden kann.

Die Schweiz unterstützt den syrischen Friedensprozess in Genf und sorgt dafür, dass die Zivilgesellschaft einbezogen wird. «Ich glaube, wir sollten von der europäischen Nachkriegserfahrung beim Wiederaufbau der Gesellschaft und der Länder lernen. Es braucht bedeutende Investitionen in die Zivilgesellschaft, um das Vertrauen zwischen der syrischen Bevölkerung und ihren MEM-Nachbarn wiederherzustellen, wodurch die wirtschaftliche Interdependenz gestärkt und politische Stabilität gewährleistet werden kann», fügt Zakaria hinzu. Eine Kooperation im Bereich der erneuerbaren Energien auf regionaler Ebene und die Förderung des regionalen Handels können seiner Meinung nach Ansatzpunkte für die Stabilität der Region sein.

Das MEM Forum, mit der Teilnahme von Bundesrat Ignazio Cassis und dem omanischen Aussenminister Sayyid Badr Al Busaidi.
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