Michele Foletti: «Lugano als Ort der Debatte und des Dialogs über die Agenda 2030»

Am 17. Oktober 2025 organisiert Lugano mit dem SDG Flag Day 2025 zum ersten Mal in der Schweiz einen grossen Event, bei dem sich die wichtigsten Schweizer Städte zur Debatte und zum Dialog über die Fortschritte bei der Agenda 2030 treffen. Wir haben mit dem Stadtpräsidenten von Lugano, Michele Foletti, darüber gesprochen.

Porträt von Michele Foletti, Stadtpräsident von Lugano.

Lugano organisiert am 17. Oktober 2025 den SDG Flag Day 2025. © Keystone

Was bedeuten die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) für Lugano und wie ist das Projekt #LuganoSostenibile entstanden?

Im Einklang mit der Nachhaltigkeitspolitik des Bundes hat Lugano die Grundsätze der nachhaltigen Entwicklung in die Leitlinien seines Programms «Lugano Duemilatrenta» aufgenommen. Jedes Jahr werden in den verschiedenen Departementen der Stadt zahlreiche Projekte lanciert und durchgeführt, um zur Erreichung einzelner SDG beizutragen. 2023 hat die Stadt ausserdem ihren ersten Nachhaltigkeitsbericht vorgelegt, ein wichtiger Schritt zu mehr Transparenz und zur Bekanntmachung der Ergebnisse. Um die Effektivität und Effizienz bei der Umsetzung der SDG zu steigern und Synergien innerhalb der Stadtverwaltung zu fördern, wurde ein Kompetenzzentrum für nachhaltige Entwicklung geschaffen. In diesem Zusammenhang entstand 2020 das Projekt #LuganoSostenibile mit dem Ziel, die Umsetzung der SDG zu fördern und die Bevölkerung sowie die lokalen Akteure für eine nachhaltige Lebensweise zu sensibilisieren.

Kann man sagen, dass dieses Projekt in der Schweiz wegweisend war?

Ja, das Projekt wurde vom Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) unterstützt und gehört zu den zehn nationalen Siegerprojekten. Dieses Jahr wurde Lugano dank #LuganoSostenibile und wegen seines Engagements zur Förderung der Nachhaltigkeit von der UNO zum Forum of Mayors nach Genf eingeladen. Dieses Forum ist nach dem Treffen der Staaten in New York die zweitwichtigste globale Veranstaltung zum Thema nachhaltige Entwicklung.

Wir sprechen oft über die SDG auf staatlicher Ebene oder das Engagement der Schweiz auf globaler Ebene zur Förderung der nachhaltigen Entwicklung. Wie können Städte wie Lugano zur Bewältigung der globalen Herausforderungen der Agenda 2030 beitragen?

Die Städte spielen eine wesentliche Rolle: Der grösste Teil der Bevölkerung lebt in Städten, wo sich auch die meisten wirtschaftlichen Aktivitäten konzentrieren. Städte sind deshalb die eigentlichen Treiber für Nachhaltigkeit und können diesen Prozess auf nationaler Ebene voranbringen und steuern. Gerade die Städte können ganz konkret zur Erreichung der globalen Ziele beitragen, indem sie Lücken und Mängel identifizieren und mit gezielten Massnahmen reagieren, um die Agenda 2030 auf lokaler Ebene in die Tat umzusetzen. Wenn alle Gemeinden eine Stärken-Schwächen-Analyse durchführen und Verbesserungsmassnahmen ergreifen würden, könnten wir gemeinsam auf globaler Ebene Ausserordentliches bewirken. Wir alle spielen in unterschiedlicher Hinsicht eine wesentliche Rolle: in der Gesellschaft, in Kleinunternehmen, in Gemeindeverwaltungen oder in staatlichen Behörden. Nur wenn wirklich alle einen Beitrag leisten, können wir unsere Welt lebenswerter, nachhaltiger und resilienter machen. 

Inwieweit sind Städte wie Lugano von den zahlreichen Aspekten der Nachhaltigkeit und der Agenda 2030 betroffen? 

Alle Städte sind von den grossen globalen Herausforderungen betroffen. Die negativen Auswirkungen der Umweltverschmutzung und anderer Vorgänge in unserem Alltag machen nicht an den Grenzen Halt. Deshalb dürfen wir uns nicht auf lokale Massnahmen beschränken. Vielmehr müssen benachbarte Gemeinden und Regionen auf nationaler und internationaler Ebene eng zusammenarbeiten. Weil unser Leben tagtäglich durch globale Phänomene beeinflusst wird, lassen sich die Bedingungen für alle nur verbessern, wenn jene, die unter den Folgen leiden, und jene, die von bestimmten Dynamiken profitieren, gemeinsam nach Lösungen suchen.

Ein von Gymnasiastinnen und Gymnasiasten aus Lugano durchgeführtes Projekt hat den Umgang mit dem Thema Nachhaltigkeit in der Schweiz und in der Welt untersucht. Es zeigt, dass die SDG alle Generationen vereinen. Ein gutes Beispiel, wie die Jungen ihre Kreativität und ihre Ideen einbringen können, oder? 

Ja, Lugano hat stets dafür gesorgt, dass sich die Bürgerinnen und Bürger mit sehr unterschiedlichen Projekten für die Entwicklung engagieren können. Dazu gehören Workshops über Stadtkultur und Stadtplanung, die von den städtischen Behörden in Zusammenarbeit mit den örtlichen Gymnasien und dem Architekturinstitut i2a organisiert werden. In diesen schweizweit einzigartigen Workshops werden jedes Jahr neue Themen der nachhaltigen Stadtentwicklung behandelt: Erläuterung des kommunalen Richtplans, Revitalisierung des Flusses Cassarate, städtische Wärmeinseln oder nachhaltige Mobilität. Besonders erwähnenswert ist das Projekt «Sommerinseln» an einem zentralen Ort der Stadt mit hoher Hitzebelastung. Der öffentliche Raum wurde mit einer Installation umgestaltet, die den Einwohnerinnen und Einwohnern in den Sommermonaten einen einladenden Ort zum Verweilen, Entspannen und Abkühlen bietet.

Am 17. Oktober 2025 findet in Lugano der SDG Flag Day statt. Worum geht es bei diesem Event?

Dieses Jahr organisiert Lugano mit dem SDG Flag Day 2025 zum ersten Mal in der Schweiz einen grossen Event, bei dem sich die wichtigsten Schweizer Städte zur Debatte und zum Dialog über die Fortschritte bei der Agenda 2030 treffen. Zu den Co-Organisatoren der Veranstaltung im Asilo Ciani gehören die Stadt Lugano, die beiden Delegierten des Bundesrates für die Agenda 2030 und der Schweizerische Städteverband. Auf dem Programm stehen Panelgespräche mit den Stadtpräsidentinnen und -präsidenten von Bern, Genf, Basel, Zürich und Lugano einerseits und lokalen Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft andererseits sowie Beiträge von Gymnasiastinnen und Gymnasiasten. In Lugano bietet sich so eine einmalige Gelegenheit zum Nachdenken und zum Dialog über eine gemeinsame Vision von nachhaltigen, lebenswerten und attraktiven Städten.

Was erwarten Sie vom Symposium im Asilo Ciani in Lugano?

Der Tag ist eine absolute Premiere für die Schweizer Städte und ein starker Appell zum gemeinsamen Handeln, zum Austausch bewährter Praktiken und zur Diskussion aktueller und künftiger Herausforderungen. Wir werden uns der Frage stellen, ob das, was wir heute tun, ausreicht und wie viel wir mit Blick auf künftige Generationen noch erreichen können. Ich erhoffe mir die Erkenntnis, dass alle – Städte, Wissenschaft, Wirtschaft, Zivilgesellschaft sowie kantonale und nationale Behörden – einen Beitrag leisten können und müssen, damit die Massnahmen eine echte Wirkung entfalten. Die globalen Herausforderungen haben zweifellos Auswirkungen auf lokaler Ebene, und gerade durch lokales Handeln können wir zur Erreichung der Ziele für eine nachhaltige Entwicklung beitragen. 

Nach Lugano wird die SDG-Flagge ihre Reise fortsetzen und jedes Jahr in einer anderen Schweizer Stadt Halt machen. Das nächste Treffen findet in Basel statt, wo wir uns über die erreichten Fortschritte austauschen und darüber diskutieren werden.

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