Bundesrat stärkt das internationale Genf mit mehr als einer Viertelmilliarde Franken
Angesichts wachsender finanzieller Schwierigkeiten internationaler Organisationen und des zunehmenden internationalen Standortwettbewerbs unternimmt der Bundesrat Schritte, um den Status von Genf als zentrale Plattform der globalen Gouvernanz zu stärken. Mit einem Massnahmenpaket in Höhe von insgesamt 269 Millionen Franken sendet die Schweiz ein deutliches Signal: Das internationale Genf bleibt ein zentraler Hub für internationale Gouvernanz und ein Eckpfeiler ihrer Aussenpolitik. Bundesrat Ignazio Cassis hat vor den Medien in Bern Stellung genommen.

Mit einem Massnahmenpaket von 269 Millionen Franken will der Bundesrat die Rolle des internationalen Genf als zentralen Hub für globale Gouvernanz sichern. © Unsplash
Die multilaterale Weltordnung befindet sich im Wandel. Zahlungsrückstände von Mitgliedstaaten, Budgetkürzungen und politische Spannungen beeinträchtigen die Arbeitsfähigkeit internationaler Organisationen – auch jene mit Sitz in Genf. Gleichzeitig verschärft sich der internationale Wettbewerb um die Ansiedlung solcher Organisationen. Diese Entwicklungen gefährden die Attraktivität Genfs als globales Zentrum für Diplomatie, Dialog und Kooperation.
Im Anschluss an die Bundesratssitzung vom 20. Juni 2025 hat Bundesrat Ignazio Cassis vor den Medien in Bern Stellung genommen (PDF, 4 Seiten, 242.7 kB, Französisch) zum Massnahmenpaket des Bundesrats für das internationale Genf.
Das internationale Genf in Zahlen
- 183 Vertretungen von UNO-Mitgliedstaaten
- 43 internationale Organisationen (drei weitere sind in Bern und Basel)
- Mehrere Hundert NGOs
- 32'000 international tätige Mitarbeitende
- 4'000 Besuche von Staats- und Regierungschefs, Ministern und anderen Würdenträgern pro Jahr
- 6'500 Konferenzen pro Jahr, die vor Ort, per Telekonferenz oder in hybrider Form stattfinden und von mehr als einer halben Million Delegierten aus aller Welt verfolgt werden
- Und zahlreiche renommierte akademische und Forschungseinrichtungen. Nicht zu vergessen ein dynamischer, innovationsorientierter Privatsektor.
Für die Schweiz bedeutet Genf Einfluss, Verantwortung, aber auch wirtschaftliche Vorteile. Das internationale Genf trägt jährlich rund 4 Milliarden Franken zum Bruttoinlandprodukt der Schweiz bei.
Das Massnahmenpaket des Bundesrats im Detail
Um diesen Herausforderungen entschlossen zu begegnen, setzt der Bundesrat auf ein Bündel aus kurz- und mittelfristigen Massnahmen sowie langfristigen Investitionen in die Infrastruktur des internationalen Genfs:
1. Dringliche Massnahmen für 2025 und 2026
Für akute Unterstützungsbedürfnisse wird internationalen Organisationen mit Sitz in Genf eine Aussetzung der Rückzahlung von bestehenden Darlehen für 2025 und 2026 gewährt. Diese Rückzahlungen belaufen sich auf total 38,7 Millionen Franken. Dieser Schritt verschafft den betroffenen Organisationen kurzfristig einen grösseren finanziellen Spielraum und hilft, operative Aufgaben trotz knapper Budgets fortzusetzen.
Zudem beantragt der Bundesrat für weitere dringliche Massnahmen 21,75 Millionen Franken für 2025. Diese Mittel fliessen unter anderem in:
- Infrastruktur
- Konferenzorganisation
- Datenmanagement
Damit sollen die Rahmenbedingungen für die Arbeit der internationalen Organisationen in Genf weiter optimiert werden. Weitere Mittel für dringliche Massnahmen im Jahr 2026 in Höhe von 21,5 Millionen Franken sind Teil der Gaststaatbotschaft 2026-2029.
2. Mittelfristige Standortförderung: Gaststaatbotschaft
Auch für den Zeitraum von 2026 bis 2029 plant der Bundesrat durch seine Gaststaatbotschaft mit 130,4 Millionen Franken die Rahmenbedingungen für internationale Organisationen nachhaltig zu stärken. Die Mittel dienen der Modernisierung von Infrastrukturen, der Unterstützung von Innovationen und der Stärkung des Dialogstandorts Genf.
Ursprünglich war eine geringere Summe vorgesehen. Der Bundesrat hat den Betrag nun um 5 Prozent erhöht – ein klares politisches Bekenntnis zum internationalen Genf in Zeiten in denen auch in der Schweiz ein hoher Spardruck herrscht.
3. Unterhalt von Gebäuen internationaler Organisationen: zinsloses Darlehen
Ein weiterer Bestandteil des Massnahmenpakets sind die Sanierung und der Unterhalt von vier Gebäuden des internationalen Genf. Dafür erhält die FIPOI (Fondation des Immeubles pour les Organisations Internationales) ein zinsloses Darlehen in Höhe von 78 Millionen Franken mit einer Laufzeit von 50 Jahren. Damit wird der langfristige Erhalt und die Modernisierung von essenzieller Infrastruktur gewährleistet.
Signalwirkung und aussenpolitische Bedeutung
Mit diesen Massnahmen unterstreicht der Bundesrat die strategische Bedeutung des internationalen Genf. Es ist nicht nur ein Standort von 43 internationalen Organisationen, mehreren Hundert NGOs und 183 Vertretungen von UNO-Mitgliedstaaten – es ist ein Ort, an dem globale Themen wie Frieden und Humanitäres, Menschenrechte, Gesundheit, Umwelt, Migration oder der Umgang mit neuen Technologien täglich diskutiert werden.
Der Bundesrat sieht Genf deshalb als unverzichtbares Instrument zur Umsetzung der Schweizer Aussenpolitik und als wichtigen Ort, an dem Staatengemeinschaft, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft gemeinsam an Lösungen globaler Herausforderungen arbeiten.
Dieser Bundesratsentscheid stellt in einer Zeit, in der der Bund in anderen Bereichen sparen muss, ein deutliches Signal dar. Mit dem Paket in Höhe von 269 Millionen Franken stellt der Bundesrat sicher, dass Genf auch in Zukunft ein führender Standort für internationale Gouvernanz bleiben kann – und dass die Stimme der Schweiz in der Welt durch diese Plattform weltweit gestärkt wird.